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Unabhängigkeit von Spanien: Katalanische Separatisten gehen über die Dörfer

Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung liegt im Aufwind. Kataloniens Separatisten lassen immer öfter regional über die Abspaltung von Spanien abstimmen.

„Katalonien ist nicht Spanien.“ Dutzende solcher Transparente wehen regelmäßig im Fußballstadion „Camp Nou“, wenn die Spieler des katalanischen Spitzenklubs FC Barcelona zum Heimspiel antreten. Der Klubpräsident Joan Laporta freut sich dann, denn er gehört zu den Wortführern der Unabhängigkeitsbewegung in der nordspanischen Region. „Wir sind eine Nation“, ruft Laporta unter dem Beifall seiner Fans, und er wolle dafür kämpfen, „einen eigenen Staat für Katalonien zu erreichen.“ Laportas Aufruf an die 7,5 Millionen Katalanen, sich endlich gegen die „Intoleranz und Erniedrigungen“ der Zentralregierung Spaniens zu wehren, findet reichlich Gehör.

Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung liegt im Aufwind. Und die politischen Separatisten, die lange Zeit in Madrid ignoriert wurden, fühlen sich inzwischen ziemlich stark. So stark, dass sie sich sogar trauen, immer mehr Volksbefragungen in den Städten und Dörfern ihrer Mittelmeer-Region einzuberufen. „Sind Sie damit einverstanden, dass sich Katalonien in einen unabhängigen Staat verwandelt, der in die Europäische Union integriert ist?“ Über diese Schicksalsfrage durften am Wochenende genau 167 Gemeinden mit etwa 700 000 Einwohnern abstimmen. Und es wurde eine klare Mehrheit für ein „Ja“ erwartet. Ähnlich wie es bereits in dem katalanischen Dorf Arenys de Munt geschah, wo sich in einem ersten Test vor drei Monaten über 90 Prozent der Wähler für den Abschied von Spanien aussprachen.

Diese Referenden haben zwar nur einen symbolischen Wert, weil nur der spanische Staat Volksbefragungen einberufen darf. Die Akte der Rebellion werden entsprechend von Spaniens Justizminister Francisco Caamano als „juristisch unbedeutend“ heruntergespielt. Während der spanische Regierungschef, der Sozialdemokrat Jose Luis Zapatero, warnt: „Das führt zu nichts.“ Doch diese Abwiegelungen können nicht überdecken, dass die wachsenden Abspaltungsgelüste sich zu einer politischen Bombe entwickeln könnten. Die Spaltungsbewegung dürfte noch größer werden, soweit Spaniens Verfassungsgericht tatsächlich mit der Ankündigung ernst macht, Teile des katalanischen Regionalstatuts für illegal zu erklären. Die hohen Richter stoßen sich daran, dass in dem 2006 in Kraft getretenen Autonomiestatut, der regionalen Verfassung, Katalonien im Vorwort als „Nation“ bezeichnet wird. Das Urteil über die Gültigkeit dieses katalonischen Grundgesetzes, das nach jahrelangem Ringen auch vom spanischen Parlament abgesegnet worden war, wird demnächst erwartet. Mit diesem sehr großzügigen Statut hatte Zapatero versucht, der Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der wirtschaftsstarken Region, zu der auch die Urlaubsregion Costa Brava gehört, waren damit weitgehende Autonomierechte und größere Steuerhoheit eingeräumt worden.

Ralph Schulze[Madrid]

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