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Angela Merkel spricht vom Krieg in Afghanistan

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Update

Unangekündigter Truppenbesuch: Merkel spricht von Krieg in Afghanistan

Bei ihrem überraschenden Truppenbesuch in Afghanistan findet Angela Merkel deutliche Worte. Überschattet wird die Reise von dem Tod eines Bundeswehrsoldaten. In Masar-i-Scharif traf Merkel mit Afghanistans Präsident Karsai zusammen.

Von Michael Schmidt

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei einem überraschenden Truppenbesuch in Afghanistan so deutlich wie noch nie von einem „Krieg“ am Hindukusch gesprochen. Im Bundeswehr-Feldlager in Masar-i-Scharif sagte die Kanzlerin am Samstag: „Wenn man sich mit der Realität unserer Soldaten befasst, ist das eben in der Region Kundus so, dass sie in wirklichen Gefechten stehen – so wie Soldaten das in einem Krieg tun. Ich finde, das sollte man beim Namen nennen.“

Weiter führte Merkel aus, „so etwas kannten wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht. Wir haben uns das von unseren Eltern und Großeltern erzählen lassen.“ Vor dem Besuch in Masar-i-Scharif war Merkel am Samstag bereits im deutschen Feldlager in Kundus gewesen. Dort hatte sie sich vor der Truppe ähnlich geäußert. „Wir haben hier nicht nur kriegsähnliche Zustände, sondern Sie sind in Kämpfe verwickelt, wie man sie im Krieg hat“, sagte sie vor mehreren hundert Soldaten. „Das ist für uns eine völlig neue Erfahrung.“

Der erste Truppenbesuch Merkels in Afghanistan seit April 2009 wurde vom Tod eines deutschen Soldaten überschattet, der kurz vor dem Eintreffen der Kanzlerin am Freitag starb. Der 21-jährige Hauptgefreite gehörte dem Gebirgsjägerbataillon 232 aus Bischofswiesen an. Dem Vernehmen nach kam er durch einen Unfall ums Leben und starb an seinen Wunden, nachdem sich beim Reinigen von Waffen ein Schuss gelöst hatte. Der Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam nannte das „Spekulation“, die Untersuchungen dauerten an und könnten „noch eine ganze Weile brauchen“. „Ein besonders tragisches Unglück hat ihm das Leben genommen nach einem Einsatz mit vielen Gefahren. Er hatte ihn heil überstanden“, sagte Merkel bei der Gedenkfeier in Masar-i-Scharif, an der 800 Soldaten teilnahmen. „Es ist grausam, eine Woche vor Weihnachten die Nachricht vom Tod des geliebten Sohnes und Bruders zu bekommen.“ Insgesamt kamen bisher 45 deutsche Soldaten beim Einsatz in Afghanistan ums Leben. Von ihnen starben 27 bei Anschlägen und Gefechten.

Merkel kam im Feldlager in Masar-i- Scharif mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und dem Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf, US-General David Petraeus, zusammen. Vor dem Treffen sagte Merkel, sie wolle mit Karsai über den Aufbau der Verwaltung und über die Korruption sprechen. „Die Fortschritte sind hier noch nicht so, wie wir uns das vorstellen.“ Nach dem Gespräch sagte Merkel auf die Frage, ob Karsai versprochen habe, gegen die Korruption vorzugehen: „Er hat konkret ehrlich gesagt gar nichts versprochen.“ Der Präsident nannte Merkel „eine sehr gute Freundin“. Zum Ziel der Bundesregierung, Ende 2011 erste Bundeswehr-Soldaten aus Afghanistan abzuziehen, sagte die Kanzlerin: „Das setzt voraus, dass die Lage auch so ist, dass man das verantworten kann.“ mit dpa

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