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Politik: Unangenehme Erinnerungen (Kommentar)

Was hoffte der übereifrige Kieler SPD-Wahlkämpfer Thomas Röhr wohl zu finden, als er sich "hintenrum" auf die Suche nach der Examensarbeit von Volker Rühe machte? Vielleicht erinnerte sich der Pressereferent daran, wie herzhaft einst mancher Linke über Auszüge aus der Doktorarbeit Helmut Kohls lachte, und wollte den schleswig-holsteinischen CDU-Spitzenkandidaten im Wahlkampf ähnlich bloßstellen.

Was hoffte der übereifrige Kieler SPD-Wahlkämpfer Thomas Röhr wohl zu finden, als er sich "hintenrum" auf die Suche nach der Examensarbeit von Volker Rühe machte? Vielleicht erinnerte sich der Pressereferent daran, wie herzhaft einst mancher Linke über Auszüge aus der Doktorarbeit Helmut Kohls lachte, und wollte den schleswig-holsteinischen CDU-Spitzenkandidaten im Wahlkampf ähnlich bloßstellen. Das war keine gute Idee. Die eigenen Genossen sind entsetzt über die Schnüffelei. Röhr weckt mit seiner Aktion unangenehme Erinnerungen. Vor elf Jahren hat ebenfalls in Schleswig-Holstein ein Medienreferent namens Reiner Pfeiffer im Auftrag des damaligen CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel das Privatleben des Gegenkandidaten der SPD, Björn Engholm, ausspioniert. Gerade im Norden sind die Erinnerungen an diesen Skandal noch wach. Röhl, der recht jung ist und aus Nordrhein-Westfalen stammt, mag das unterschätzt haben. Sein Verhalten zeigt so oder so schlechten Stil. Die Privatsphäre von Politikern ist hier, anders als in den USA, noch ein Tabu. Das sollte auch so bleiben. Rühes Examensarbeit befasst sich ohnehin nur mit einem wissenschaftlich-nüchternen Sprachvergleich zwischen Englisch und Amerikanisch - kein Stoff, der geeignet wäre, schmutzige Wäsche zu waschen.

ca

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