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Politik: Unbedingt verbieten!

Genreis, Gammelfleisch, ach. Das wird alles immer gefährlicher, je mehr drüber geschrieben wird.

Genreis, Gammelfleisch, ach. Das wird alles immer gefährlicher, je mehr drüber geschrieben wird. Alle, die jemals beim Türken einen Döner gegessen haben oder beim Chinesen Reis, fühlen sich ganz flau – und dabei ist das im Grunde gar nichts.

Denn heute beginnt ein seltsames Ritual, dessen Gefährlichkeit kaum überschätzt werden kann. Es wird kollektive Raserei mit Toten und Verletzten geben, die Menschen werden wirres Zeug reden in allen Zungen dieser Welt, sie werden sich diskriminierend über Menschen mit Migrationshintergrund, Frauen und andere benachteiligte Gruppen äußern und am Rande der Veranstaltung sogar Vergehen und Verbrechen verüben ohne Unterlass. Und kein Politiker wagt es, dagegen auch nur zagend die Stimme zu erheben. Greenpeace, Foodwatch, hallo? Und wo bleiben die warnenden Worte von Ökotest?

Die Teilnahme am Ritual muss der Teilnehmer – so viel ist schon jetzt sicher – mit einem erhöhten Risiko von Leberveränderungen und gefährlichen Kreislauferkrankungen bezahlen. Auch sein Krebsrisiko wird messbar steigen, weil es sich um die weltgrößte Anhäufung von grillinduzierten Acrylamiden und Dioxinen handelt. Weitere Folgen bei unvorsichtigem Vorgehen: Fettleibigkeit, Diabetes, Gallenkomplikationen, Magengeschwüre.

Man könnte also sagen: Wenn überhaupt mal irgendetwas verboten, geschlossen, international geächtet gehört, dann sicher das Münchner Oktoberfest. Es existiert nur noch, weil es schon länger auf der Welt ist als alle Institute für Risikobewertung zusammen und weil in Bayern in Brauchtumsfragen eine gewisse Laxheit herrscht, stärker als jede Vernunft.

Klar ist freilich: Keine Macht der Welt, George W. Bush und Natascha Kampusch eingeschlossen, könnte das Oktoberfest heute neu gründen – der Flughafenbau Berlin-Brandenburg wäre dagegen ein Klacks. Wir würden Jahre darüber streiten, ob der demonstrative massenhafte Verbrauch von Schweinefleisch und Alkohol in der muslimischen Welt eventuell als Provokation verstanden werden könnte – und dann bestenfalls eine Saftparty mit garantiert genfreien Lammspießen genehmigen. Mit einem Gammelfleischkontrolleur neben jedem Grill.

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