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Politik: Unerwartet harmonisch

Bisher dringt aus der Islamkonferenz kein Streit. Doch Meinungsverschiedenheiten dürften noch kommen

Berlin - Nun arbeitet sie, die Islamkonferenz. In dieser Woche trafen sich die 30 Konferenzteilnehmer, verstärkt um Experten aus Wissenschaft, Verwaltung und Politik, in Nürnberg zu ihren ersten Arbeitssitzungen. Doch anders als beim feierlichen und öffentlichen Auftakt vor sechs Wochen in Schloss Charlottenburg in Berlin arbeitet man nun fürs Erste praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nach dem Willen des federführenden Innenministeriums und auch vieler Teilnehmer soll die Debatte nämlich so lange wie möglich so offen wie möglich sein – und das heißt: Keiner soll befürchten müssen, dass sein offenes Wort sofort gedruckt oder gesendet wird.

Das scheint bei den Treffen dieser Woche funktioniert zu haben. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel lobten mehrere Konferenzmitglieder, auch ursprünglich kritisch gestimmte, die „gute Atmosphäre“, „spannende Gespräche“ und den „offenen Gedankenaustausch“. Die Arbeitsgruppen seien gut gelaufen. „Wir konnten sogar feststellen, dass wir in den meisten Punkten gar nicht einmal so unterschiedliche Meinungen haben“, sagte eine Teilnehmerin. So sei man sich etwa in der Arbeitsgruppe „Wirtschaft und Medien“ zwischen Muslimen und Nichtmuslimen einig gewesen, dass am Bild des Islam, wie es viele Medien zeichnen, noch einiges zu tun sei. Er werde vor allem mit Gewalt in Verbindung gebracht, inzwischen habe etwa die Hälfte der Deutschen Angst vor dem Islam. „Vieles stimmt ja, aber die Wahrnehmung ist selektiv und blendet positive Aspekte aus.“

Gut möglich, dass es in der nächsten Woche erste heftige Meinungsverschiedenheiten gibt, vermutet ein Mitglied der Konferenz. Dann nämlich wird auch der letzte Arbeitskreis – „Religionsfragen im deutschen Verfassungsverständnis“ – tagen. In dieser Woche hatten neben der Gruppe zu Wirtschaft und Medien zunächst die Gesprächskreise „Deutsche Gesellschaft und Wertekonsens“ und „Sicherheit und Islamismus“ ihre ersten Termine.

Die Deutsche Islamkonferenz, nach dem Willen des Innenministeriums als „langfristiger Verhandlungs- und Kommunikationsprozess“ gedacht, wird zwei bis drei Jahre lang tagen, wobei sich die Arbeitsgruppen etwa sechsmal, das Plenum unter Vorsitz von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zweimal jährlich trifft. Am Ende soll die Konferenz einen Konsens über das Verhältnis von Staat und Islam formulieren.

Teilnehmer sind je 15 Vertreter des Staates aus Bund, Ländern und Gemeinden und 15 Muslime (siehe Kasten rechts). Um sie hatte es vor Beginn der Konferenz heftigen Streit gegeben, weil Schäuble neben Repräsentanten des organisierten Islam auch entschiedene Islam- kritiker eingeladen hatte, etwa die Soziologin und Autorin Necla Kelek.

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