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Politik: Unfall oder Anschlag?

Deutsche Spezialisten untersuchen Explosion beim Verladen von Munition

Kabul/Potsdam Kommandeur Piram Qul will für die Parlamentswahl in Afghanistan kandidieren, und gemäß den Regeln dürfen Kandidaten keine Milizen befehligen. Qul hält sich an die Vorschrift und übergibt Waffen und Munition seiner Privatarmee an die deutschen Soldaten. Die laden das tödliche Material auf Lastwagen – dabei kommt es zu einer Explosion. Dann, so sagen Augenzeugen, detoniert eine halbe Stunde lang Munition. Zwei deutsche Soldaten und mindestens fünf Afghanen sterben. Das Verteidigungsministerium in Berlin geht von einem Unfall aus. Die Internationale Schutztruppe Isaf schließt am Sonntag aber auch einen Anschlag nicht aus.

Anwohner gehen in Deckung, die Wucht der Explosionen in der nordafghanischen Provinz Takhar lässt nach Augenzeugenberichten ganze Häuser einstürzen. Afghanische Sicherheitskräfte äußern Zweifel an der Unfallthese. Für konkrete Aussagen sei es zwar zu früh, sagt der Sicherheitschef der Provinz, Ghulam Hazrat, der Nachrichtenagentur Pajhwok. Es könne aber sein, „dass die Fahrzeuge von einer ferngezündeten Bombe in die Luft gesprengt wurden“.

Pajhwhok zitiert einen weiteren, nicht näher genannten Sicherheitsbeamten, der die Explosionen auf einen Sprengsatz unter einem Lastwagen zurückführt.

Ob Unfall oder Anschlag: Der Vorfall zeigt erneut, wie gefährlich der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist. 16 deutsche Soldaten verloren seit Einsatzbeginn im Dezember 2001 ihr Leben am Hindukusch. Und auch dreieinhalb Jahre nach dem Sturz der Taliban ist Afghanistan von Stabilität und wirklichem Frieden noch weit entfernt.

Im Süden des Landes kam es in der vergangenen Woche zu den heftigsten Kämpfen seit Monaten. US-Soldaten, gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften, lieferten sich fünf Tage lang Gefechte mit radikalislamischen Rebellen, Hubschrauber und Kampfjets bombardierten die Aufständischen. 178 Rebellen, so die blutige Bilanz, die das afghanische Verteidigungsministerium am Sonntag verkündete, ließen dabei ihr Leben.

Doch nicht nur von den radikalislamischen Rebellen gehen Gefahren aus. In manchen Provinzen haben immer noch eher Kriegsherren als die Zentralregierung in Kabul das Sagen. Manche der illegalen Milizen sollen in den Drogenhandel verstrickt sein, und das ist bereits der nächste Stolperstein auf dem Weg Afghanistans zu Frieden und Demokratie. Ihre Entwaffnung gilt daher als eine der vordringlichsten Aufgaben, um Afghanistan Sicherheit und Stabilität zu bringen. dpa

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