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Unglück in Ludwigshafen: Türkei vermutet Brandstiftung

Den Wohnhausbrand in Ludwigshafen hält die türkische Regierung für einen fremdenfeindlichen Anschlag. Sie will eigene Experten zur Brandruine schicken, in der am Sonntag neun Menschen gestorben sind, darunter acht Türken. "Wir wollen kein neues Solingen", erklärt Ministerpräsident Erdogan.

Noch heute Abend wird Staatsminister Murat Yazicioglu zusammen mit Fachleuten der türkischen Polizei nach Deutschland reisen, sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara. Erdogan selbst will im Rahmen seines geplanten Deutschland-Besuches am Donnerstag den Unglücksort besichtigen.

"Wir wollen kein neues Solingen", sagte Erdogan in Anspielung auf den Brandanschlag von 1993, bei dem fünf Türken getötet worden waren. Nach den fremdenfeindlichen Gewalttaten der Vergangenheit stellt sich heute die Frage, ob das Feuer in Ludwigshafen ein Unfall gewesen sei oder nicht. Erdogan sagte, er habe am Montag in Ankara ausführlich mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) über den Brand gesprochen und auch an den Anschlag von Solingen erinnert: "Der Fall muss nun schnell in allen Dimensionen aufgeklärt werden." Türkische Zeitungen hatten berichtet, dass Augenzeugen einen Brandstifter in dem Haus gesehen haben.

Der türkische Botschafter in Berlin, Mehmet Ali Irtemcelik, kritisiert unterdessen, dass deutsche Politiker bereits erklärt haben, es gebe keinen fremdenfeindlichen Hintergrund der Brandkatastrophe. Dass sich deutsche Politiker in dieser Richtung äußern, bevor die Brandursache technisch untersucht worden sei, kommt ihm "seltsam" vor, sagte der Diplomat der Deutschland-Ausgabe der türkischen Zeitung "Hürriyet". Irtemcelik will noch im Laufe des Tages nach Ludwigshafen reisen. (sba/AFP)

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