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Unicef-Konferenz: Kinder als Kämpfer im Krieg

Schätzungsweise 250.000 bis 300.000 Kindersoldaten gibt es weltweit. In Afrika und in Asien ist das besonders häufig der Fall. Aber auch Großbritannien schickte Minderjährige in den Irak.

Paris - Wie das UN-Hilfswerk Unicef zu einer Konferenz über dieses bedrückende Thema in Paris erklärte, gibt es praktisch keinen aktuellen Konflikt, in dem Minderjährige nicht eingesetzt werden. Besonders häufig ist dies demnach in Afrika (Burundi, Elfenbeinküste, Uganda, Demokratische Republik Kongo, Somalia, Sudan und Tschad), aber auch in Asien (Birma, Nepal, Philippinen, Sri Lanka) und in Kolumbien der Fall.

Unter den Kindersoldaten sind laut Unicef ebenso viele Mädchen wie Jungen. Einige werden bereits mit sieben Jahren rekrutiert. Betroffen sind nicht nur Kinder, die mit der Waffe in der Hand an Kampfhandlungen teilnehmen. Vor allem Jüngere werden von bewaffneten Gruppen zur Arbeit als Helfer - Bote, Küchenhilfe oder Träger - gezwungen oder als Kundschafter und Spione eingesetzt. Sie erleben Gewalt damit zunächst als Opfer und Beobachter, bevor sie selbst eine Waffe tragen. Oft werden die Kinder auch Opfer sexuellen Missbrauchs.

"Das erste Mal ist es schwer zu töten. Dann wird es leichter"

Die 1989 verabschiedete Konvention über Kinderrechte verbietet die Rekrutierung von unter 15-Jährigen in bewaffneten Konflikten. Ein 2002 verabschiedetes Zusatzprotokoll, das bisher von 110 Staaten ratifiziert ist, setzte das Alter auf 18 Jahre herauf. Dabei gibt es das Problem nicht nur in Entwicklungs- oder Schwellenländern. Auch in westlichen Demokratien wie den USA oder Großbritannien werden Jugendliche schon vor der Volljährigkeit eingezogen oder in Militärschulen gedrillt. Die Regierung in London räumte erst am Wochenende ein, dass sie seit 2003 auch 15 Minderjährige zum Einsatz in den Irak geschickt hat. In Deutschland können Minderjährige auf eigenen Antrag mit 17 Jahren zur Bundeswehr; Kampfeinsätze sind ihnen verboten.

Die für die Pariser Konferenz gesammelten Zeugnisse ehemaliger Kindersoldaten sind erschreckend: "Ich habe Menschen mit abgeschnittenen Händen gesehen, eine Zehnjährige, die vergewaltigt wurde und daran starb, und viele Männer und Frauen, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden", erzählt Sarah aus Sierra Leone. "Oft habe ich nur im Geheimen geweint, weil ich mich nicht traute, es offen zu tun." Oder Marie aus Uganda: "Das erste Mal ist es schwer zu töten. Dann wird es leichter, man hat weniger Angst. Noch heute denke ich, wenn ich auf jemanden wütend bin: Warum töte ich ihn nicht einfach?" Unicef verweist darauf, dass die Kinder oft auch gezwungen werden, Gewalttaten gegen ihre einstige Gemeinschaft oder gar gegen ihre eigene Familie zu verüben.

"Es ist wichtig festzustellen, dass dies keine verlorenen Generationen sind", betont Unicef-Vertreter Manuel Fontaine. "90 Prozent der Kinder, die in schwere Gewalttätigkeiten verwickelt waren, können in ihrem Leben vorankommen, wenn sie wieder in eine sichere Umgebung eingegliedert werden." Seit 2001 nahmen rund 95.000 Kinder an Wiedereingliederungsprogrammen teil, die teilweise über Jahre laufen. "Eines der wichtigsten Dinge ist es dabei, die Kinder mit etwas anderem als einem Gewehr zu 'bewaffnen'", erläutert Fontaine. "Das sind Kenntnisse, eine Ausbildung und die Fähigkeit, sich zu entscheiden." (tso/AFP)

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