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Politik: Unis sollen Studenten selbst auswählen

Empfehlung des Wissenschaftsrats / Lob von Bulmahn und Union / Streit um Zukunft der zentralen Vergabestelle

Berlin (D.N./oom/afk). Die Hochschulen sollen sich künftig ihre Studenten in den Fächern mit Numerus clausus (NC) selbst auswählen können. Das empfahl der Wissenschaftsrat, das hochschulpolitische Beratergremium für Bund und Länder, am Montag in Berlin. Bisher vergibt die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen (ZVS) die Plätze. Die ZVS soll demnach aber nicht abgeschafft werden, sondern künftig als ServiceEinrichtung den Hochschulen und Studienbewerbern zur Verfügung stehen. Bundesbildungsministerin Bulmahn, die Unions-Wissenschaftsminister sowie die Hochschulrektoren begrüßten die Empfehlungen.

„Das ist die einzig richtige Maßnahme, dafür kämpfen wir schon lange“, sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter Gaehtgens, dem Tagesspiegel. Jede Hochschule solle selbst entscheiden, wie sie die Bewerber auswähle: ob nur über die Abiturnote oder zusätzlich durch Tests oder Auswahlgespräche. „Am einfachsten wäre es, die Bewerber mit den besten Abiturnoten ohne großes Verfahren zuzulassen, denn die Abiturnote ist ein guter Indikator für den Studienerfolg“, so Gaehtgens. „Dann kann man sich um die anderen differenziert kümmern.“ Falsch wäre es dagegen, den Hochschulen ein Verfahren per Gesetz vorzuschreiben, meinte Gaehtgens.

Die Wissenschaftsminister der Union verlangten in Einklang mit dem Wissenschaftsrat die „Selbstauswahl“ der Hochschulen bei der Studienplatzvergabe und das Ende „der planwirtschaftlichen Studienplatzzuteilung durch die ZVS“. Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) forderte sogar die schrittweise Abschaffung der ZVS. Da die Union die Einführung von Studiengebühren fordere, müssten die Studenten bei entsprechender Qualifikation selbst entscheiden können, wo sie studieren möchten. Dagegen sagte die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) dem Tagesspiegel, eine hundertprozentige Auswahl durch die Hochschulen sei nicht vorstellbar und auch nicht gewünscht. Die ZVS sei bei der Verteilung von Studenten „eingeübt und kosteneffizient“.

Eine Sprecherin Bulmahns sagte dem Tagesspiegel: „Die Ministerin fordert schon lange eine Reform des Hochschulzugangs. Sie steht voll und ganz hinter den Vorschlägen des Wissenschaftsrates.“ Wenn die Länder die ZVS nicht mehr wollten, „wird sich das Ministerium nicht dagegenstellen“.

Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats haben auch Konsequenzen für die Schulen. Spezielle Studien- und Berufsberater sollen Schüler frühzeitig bei der Wahl des Studienfachs beraten, um so die hohen Abbrecherquoten an den Universitäten zu senken. Ein Zentralabitur in allen Bundesländern und Bildungsstandards für die Oberstufe sollen nach dem Willen des Wissenschaftsrats sicherstellen, dass die Leistungen aller deutschen Schüler vergleichbar sind. Die Abiturnote müsse bei der Auswahl der Bewerber der entscheidende Faktor sein.

Die Auswahl der Studienbewerber durch die Universitäten ist für den Wissenschaftsrat ein entscheidender Hebel zur Stärkung der Universitäten, weil sie den Wettbewerb fördere. Die besten Fachbereiche sollen sich die besten Studenten auswählen und sich so zu Spitzenhochschulen entwickeln.

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