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Politik: UNO: Schamlose Helfer

Kofi Annan ist geschockt. Der erste Generalsekretär der Vereinten Nationen, der aus Schwarzafrika stammt, will mit einer "Politik der Null-Toleranz" gegen die mutmaßlichen Täter in Flüchtlingslagern seines Heimatkontinents vorgehen.

Kofi Annan ist geschockt. Der erste Generalsekretär der Vereinten Nationen, der aus Schwarzafrika stammt, will mit einer "Politik der Null-Toleranz" gegen die mutmaßlichen Täter in Flüchtlingslagern seines Heimatkontinents vorgehen. Etwa 70 Mitarbeiter von 40 Hilfsorganisationen sind verdächtigt, Kinder in Flüchtlingslagern "exzessiv" sexuell ausgebeutet zu haben. Und zwar nach dem Prinzip: Lebensmittel, medizinische Hilfe oder Schutz nur gegen Geschlechtsverkehr. Etwa 1500 Jungen und Mädchen beschuldigten die Helfer.

"Doch wir können keine Namen der Mitarbeiter nennen, auch können wir nicht sagen, um welche Hilfsorganisationen es sich handelt", sagt UNHCR-Sprecher Kris Janowski in Genf. "Wir wollen keine Unschuldigen an den Pranger stellen." Da jetzt eine Untersuchungskommission vor Ort die Vorwürfe klärt, "müssen wir abwarten". Allerdings steht fest: Das UNHCR und die Hilfsorganisation "Save the Children" sind in die Affäre verwickelt. Beim Großteil der Verdächtigen soll es sich um örtliche Mitarbeiter der Hilfsorganisationen handeln.

Nach Angaben aus Uno-Kreisen wussten die Verantwortlichen im Genfer Hauptquartier des Flüchtlingshilfswerkes schon seit mehreren Wochen von dem Ausmaß des Skandals. "In der Vergangenheit hat es immer wieder einmal vereinzelte Übergriffe gegeben", bestätigt UNHCR-Sprecher Janowski. Nach einem internen Bericht der Genfer Behörde stammen die mutmaßlichen Täter vornehmlich aus den westafrikanischen Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia, dort also, wo die Flüchtlingscamps errichtet wurden. Zudem sollen Blauhelmsoldaten der UN sich an Mädchen oder Jungen vergangen haben. Die Direktorin der britischen Hilfsorganisation "Save the Children", Jane Gibril, sagt: "Wir müssen ein für allemal sicherstellen, dass Kinder nicht gezwungen werden können, ihre Körper für bestimmte Leistungen herzugeben." Fraglich bleibt, ob die Täter mit Härte bestraft werden. Denn in Liberia, Guinea und Sierra Leone existieren nach jahrelangen Kriegen praktisch keine Rechtssysteme mehr. Es regiert das Faustrecht. Wenig ermutigend klingt es da, wenn UNHCR-Sprecher Janowski sagt: "Wenn sich die Verdachtsmomente erhärten, werden wir die Namen der entsprechenden Personen den lokalen Staatsanwälten mitteilen."

Bei der Untersuchung der Vorwürfe wurden bereits Verdächtige befragt. Einige von ihnen hätten überhaupt kein Unrechtsbewusstsein gezeigt, berichtet der Sprecher des deutschen UNHCR, Stefan Telöken. "Es ist offensichtlich so, dass die örtlichen Mitarbeiter in zentrale Situationen gerückt sind, und dann mit einer gewissen Selbstverständlichkeit geglaubt haben, ihre Position dermaßen missbrauchen zu können", sagte Telöken. Die westafrikanischen Länder seien eine fast vergessene Region, was die humanitäre Hilfe angehe, so der UNHCR-Sprecher. In Liberia, Sierra Leone und Guinea gibt es rund 1,3 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene. Auch die übrige Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Hans Folz

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