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Unruhen in Arabien: Die Revolte geht weiter

Tausende protestieren in Libyen, Bahrain und Jemen. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgetreuen und -gegnern gibt es mehrere Tote. Das Außenamt in Berlin warnt inzwischen vor Reisen in die gefährlichen Gebiete.

Manama/Tripolis/Sanaa - Auf den Tag genau zwei Monate nach der Selbstverbrennung eines jungen Tunesiers steht die arabische Welt vor immer größeren Umwälzungen. Im Königreich Bahrain am Golf bangt die Führung um ihre Macht und ließ am Donnerstag die Polizei massiv gegen Demonstranten vorgehen. Im Jemen gingen Anhänger und Gegner der Regierung mit Messern und Knüppeln aufeinander los. In Libyen folgten tausende Regimegegner dem Aufruf von Oppositionellen zu einem „Tag des „Zorns“, zahlreiche Menschen wurden von Sicherheitskräften getötet. Die Ägypter hatten Staatschef Hosni Mubarak zum Rücktritt gezwungen, die Tunesier Präsident Zine el Abidine Ben Ali ins Exil getrieben. Aus dem „Tag des Zorns“ der Tunesier wurden Wochen der Proteste, die die Region verändern.

In Manama, der Hauptstadt Bahrains, stürmte die Polizei ein Zeltlager regierungskritischer Demonstranten. Nach Angaben der Regierung wurden drei Menschen getötet und mehr als 230 verletzt. Dutzende gepanzerte Fahrzeuge fuhren am Perlenplatz auf. „Das ist wahrer Terrorismus“, sagte Abdul Dschalil Chalil von der oppositionellen Wafak-Partei. „Wer immer die Entscheidung zum Angriff getroffen hat, wollte töten.“

Ermutigt vom Machtwechsel in Tunesien und Ägypten fordern tausende Demonstranten in Bahrain seit Tagen den Rücktritt der regierenden sunnitischen Königsfamilie. Die schiitische Bevölkerungsmehrheit beklagt, dass sie in dem vor Saudi-Arabien gelegenen Inselstaat vom Wohnungsmarkt, Gesundheitswesen und von Jobs im öffentlichen Dienst ausgeschlossen werde. Gestützt wird die Führung in Bahrain von Saudi-Arabien und den USA, die in der Herrscherfamilie ein Bollwerk gegen den schiitischen Iran sehen.

Das Auswärtige Amt rät angesichts der jüngsten Unruhen von allen nicht notwendigen Reisen nach Bahrain ab. Derzeit halten sich noch etwa 700 Deutsche im Land auf. Aufgrund der unsicheren Lage droht die Absage des ersten Saisonrennens der Formel 1, das am 13. März etwa 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Manama stattfinden soll. Die für Freitag und Samstag geplanten Rennen der Nachwuchsklasse „GP2 Asia“ wurden bereits gestrichen.

Bei neuen Protesten gegen den libyschen Machthaber Muammar el Gaddafi wurden nach Angaben der Opposition Dutzende Menschen getötet. Auf oppositionellen Internetseiten hieß es, die Opfer seien bei Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften ums Leben gekommen, als die Polizei das Feuer auf Demonstranten eröffnete. In der Stadt Al-Baida wurden nach dem Bericht einer Oppositionszeitung 35 Menschen getötet. Mehrere Tote soll es auch in Bengasi gegeben haben.

Beobachter halten in Libyen einen Volksaufstand wie in Ägypten für unwahrscheinlich: Denn die libysche Führung kann den Öl- und damit auch den Geldhahn aufdrehen und die meisten sozialen Probleme mildern. Diese Möglichkeit hat der Präsident des Jemen, Ali Abdullah Saleh, nicht: Das Land ist eines der ärmsten der arabischen Welt. Ein Drittel der Bevölkerung hungert, 40 Prozent leben von weniger als zwei Dollar pro Tag. In Sanaa lieferten sich

Anhänger und Gegner der Regierung den siebten Tag in Folge Auseinandersetzungen. Mehr als tausend Menschen forderten ein Ende der seit 32 Jahren währenden Herrschaft Salehs. „Das Volk will den Sturz des Präsidenten“, riefen die Demonstranten.

Der frühere tunesische Präsident Ben Ali ist nach Angaben eines Vertrauten der Familie schwer krank. Ben Ali habe einen Schlaganfall erlitten und liege in einem Krankenhaus im saudiarabischen Dschiddah im Koma. Nach Saudi-Arabien war Ben Ali nach Massenprotesten der Opposition geflohen. Auch Ägyptens Ex-Präsident Mubarak soll in schlechter gesundheitlicher Verfassung sein. Tsp/rtr

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