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Südafrika

© dpa

Unruhen in Südafrika: Präsident Mbeki ruft das Militär zu Hilfe

Die Gewalttaten halten an: In der Nacht attackierten mehr als 150 Südafrikaner eine Gruppe Nigerianer, das Auswärtige Amt rief Reisende zur Vorsicht auf. Jetzt soll die Armee die Ordnung wieder herstellen.

Nach der Eskalation fremdenfeindlicher Gewalt in Südafrika mit mindestens 42 Toten und hunderten Verletzten hat Präsident Thabo Mbeki einen Einsatz der Armee angeordnet. Sie soll weitere Ausschreitungen in der Gauteng-Provinz unterbinden, zu der die Städte Johannesburg und Pretoria gehören. "Präsident Thabo Mbeki hat einer Bitte der Polizei für den Einsatz des Militärs entsprochen, um anhaltende Angriffe auf Ausländer in der Gauteng-Provinz zu stoppen", teilte das Amt des Präsidenten am Mittwoch mit. Nach Angaben der Polizei wurden mittlerweile nahezu 30.000 Menschen vertrieben.

Die gegen Zuwanderer aus Nachbarländern gerichtete Gewalt hatte vor zehn Tagen in der Johannesburger Township Alexandra begonnen. Inzwischen hat sie auch die Hafenstadt Durban sowie die Provinz Mpumalanga erfasst. In der an Mosambik grenzenden Provinz hatte es erste Übergriffe gegen Zuwanderer bereits am Dienstag gegeben. Hütten gingen in Flammen auf, Geschäfte von Ausländern wurden geplündert. Mosambikaner fliehen zu Tausenden in Todesangst zurück in ihre Heimat, berichtete der Rundfunk am Mittwochabend.

Keine Reisen nach Johannesburg

Das Auswärtige Amt in Berlin rief unterdessen Besucher zu zusätzlicher Vorsicht auf. Derzeit werde Reisenden dringend davon abgeraten, die Innenstadt von Johannesburg oder die sogenannten Townships in den Randgebieten anderer Großstädte zu besuchen, hieß es in einem aktuellen Hinweis. Dies gelte auch für organisierte Reisen.

In der Hafenstadt Durban attackierten nach Polizeiangaben in der Nacht zum Mittwoch mehr als 150 mit Steinen und Flaschen bewaffnete Südafrikaner Zuwanderer aus Nigeria. Nach Ansicht des Provinz-Ministers Bheki Cele war der Angriff in dem Armenviertel Umbilo politisch motiviert. Der für Sicherheitsfragen zuständige Politiker der Provinz KwaZulu-Natal warf der oppositionellen Inkatha Freedom Party (IFP) vor, die Bewohner eines Wohnheims in Umbilo zu dem Angriff aufgehetzt zu haben. Die IFP wies das als unverantwortlich zurück und verurteilte ihrerseits die Gewalt.

Aufrührer suchen nach Zuwanderern

In Johannesburgs Township Tembisa wurden drei Menschen mit Schusswunden ins Krankenhaus gebracht. Dort war die Polizei erneut gegen hunderte Bewohner vorgegangen, die auf der Suche nach Zuwanderern aus anderen afrikanischen Ländern unterwegs waren. Erneut standen Unterkünfte in Flammen. Auch aus dem Ort Vereeniging gab es unbestätigte Berichte über Einschüchterungen ausländischer Bewohner. Im Armenviertel Primrose wurden den in die Polizeiwache geflohenen Mosambikanern die Chance gegeben, sich mit Bussen in die Heimat fahren zu lassen. Mehrere Flüchtlinge beschwerten sich nach Medienberichten über vereinzelte Einschüchterungen durch Polizisten.

Derweil steigt die Sorge um die Konsequenzen für den Tourismus und die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in dem Kap-Staat. Auch die nationale Währung, der Rand, ist stark gefallen. Danny Jordaan, der Chef des WM-Organisationskomitees, erklärte, die Gewalt stehe in krassem Gegensatz zur Idee eines völkerverbindenden Sportereignisses und zu allen Idealen eines demokratischen Südafrikas. Die Fifa betonte, sie sei besorgt über die Gewalt, setze aber auf die einigende Kraft des Fußballs. Alle Fristen des WM-Fahrplans seien jedoch einzuhalten. (mpr/dpa)

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