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Politik: "Unsere politische Stellungnahme ist Bestandteil der Hilfe" - Interview mit Geschäftführerin Ulrike von Pilar

Der Friedensnobelpreis für eine humanitäre Organisation, passt das zusammen?Warum nicht, wenn die Menschen schon meinen, man müsse Kriege führen, dann muss einer doch wenigstens versuchen, die Unschuldigen zu versorgen.

Der Friedensnobelpreis für eine humanitäre Organisation, passt das zusammen?

Warum nicht, wenn die Menschen schon meinen, man müsse Kriege führen, dann muss einer doch wenigstens versuchen, die Unschuldigen zu versorgen. Die Verwundeten, die Kranken - sie haben ein Recht auf Hilfe, egal, woher sie kommen. Stellen Sie sich vor, es gäbe gar keine humanitäre Hilfe.

Ist die Verleihung nicht nur ein Alibi, weil es niemand schafft, die Ursachen für die vielen Kriege wirksam zu bekämpfen?

Ja, das ist sicher eine legitime Frage. Uns wäre es auch lieber, wenn es keine Kriege, keine Katastrophen gäbe. Wir betonen aber stets, dass die humanitäre Hilfe nicht reicht, sondern dass der politische Wille entscheidend ist. Den aber müssen andere haben. Wir sind in vielen Situationen wichtig, weil wir den Schnabel aufmachen und uns auch zu bestimmten politischen Problemen äußern.

Sehen Sie sich denn selbst als Kämpfer für den Frieden?

Wir sind in erster Linie Kämpfer für das Überleben der Menschen. Denn wenn die Menschen nicht überleben, wer sollte dann den Frieden sichern? Frieden wiederum wird oft radikal über den Haufen geworfen, ohne dass sich jemand um die Menschenrechte kümmert oder humanitäre Hilfe einklagt. Man kann das also nicht auseinander dividieren, Einsatz für den Frieden oder Einsatz für humanitäre Hilfe.

Was wird sich durch den Preis für Ihre Organisation, für ihre Arbeit verändern?

Das werden wir sehen. Ich hoffe, dass wir eher gehört werden, eher Unterstützung bekommen, auch von politischer Seite. Wichtig ist für uns aber vor allem, dass wir kompetente und engagierte Mitarbeiter bekommen. Das ist nicht immer leicht, weil Ärzte oft nicht freigestellt werden. Wir brauchen diese Mitarbeiter aber sehr dringend.

Sie haben sich bei ihren Einsätzen als Ärzte immer auch politisch zu Wort gemeldet, was häufig kritisiert wurde. Werden Sie in Zukunft mehr politisches Gewicht haben?

Sehen sie, man muss das anders sehen. Es ist Teil einer verantwortungsvollen, politischen Hilfe, dass man den Kontext analysiert und seine Schlüsse zieht. Es darf eben nicht angehen, dass aus politischen oder ökonomischen Gründen humanitäre Hilfe missbraucht wird. Wenn das passiert, haben wir die Pflicht, dies anzuprangern und unangenehme Konsequenzen auf uns zu nehmen. Wenn beispielsweise humaniäre Hilfe für militärisches Gerät verwendet wird, müssen wir das anklagen. Insofern ist unsere politische Stellungnahme integraler Bestandteil der humanitären Hilfe. Aber wir stehen nicht auf der einen oder der anderen politischen Seite, wir bleiben neutral.

Der Friedensnobelpreis für eine humanitä

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