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Politik: Unter Pragmatikern (Kommentar)

Das Taunusstädtchen Königstein ist ein schöner Ort im Grünen. Die Gartentore sind durch Videokameras gesichert, und dahinter wohnen Menschen, die zu den Reichsten des Landes gehören.

Das Taunusstädtchen Königstein ist ein schöner Ort im Grünen. Die Gartentore sind durch Videokameras gesichert, und dahinter wohnen Menschen, die zu den Reichsten des Landes gehören. Die Polizei regelt hier den Verkehr und achtet auf Einbrecher, und wenn alle paar Jahre ein Haftbefehl gegen einen leibhaftigen Einwohner erlassen wird, geht ein Schreck durch die Villenetagen: einer von uns? Diesmal war es Walther Leisler Kiep, über 20 Jahre CDU-Schatzmeister und damit Kärrner in der größten und gefährlichsten Grauzone der Republik. Er hat seinerzeit in ähnlicher Situation die Geschichte der Ausrede neu geschrieben ("Es war mein Unterschriftenautomat") und wurde wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verurteilt, bis das Urteil später wegen Rechtsmängeln in der Ablage landete. Diesmal geht es um ein Panzergeschäft und um eine unversteuerte Million, die aber offenbar nicht für Kiep persönlich, sondern für die CDU bestimmt war; Strauß junior hatte seine Hände drin, der anrüchige, auf Kaution freie Waffenhändler Karlheinz Schreiber spielt die Hauptrolle, und klar ist nur, dass im weiten Feld zwischen Wirtschaftsförderung und Kriminalität wieder einmal äußerst pragmatisch operiert wurde. Der Pragmatiker Kiep ist, soweit wir wissen, ein ehrenwerter Mann. Von seinen alten Bekannten lässt sich das nicht in jedem Fall behaupten.

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