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Politik: Untergang der Kursk: Das westliche U-Boot war nur ein großer Fisch

Das Wetter machte nicht mit. Die Bergungstaucher am Wrack des in der Barentssee gesunkenenen russischen Atom-U-Bootes "Kursk" stellten am Dienstag ihre Arbeit ein.

Das Wetter machte nicht mit. Die Bergungstaucher am Wrack des in der Barentssee gesunkenenen russischen Atom-U-Bootes "Kursk" stellten am Dienstag ihre Arbeit ein. Ein Sprecher der russischen Nordmeerflotte sagte, es könne sein, dass die gesamte Operation abgebrochen werde. Die Taucher waren in die vierte Sektion des U-Bootes vorgedrungen, um weitere Leichen der insgesamt 118 bei dem Unglück getöteten Seeleute zu bergen.

Doch nicht nur die Bergungsarbeiten beschäftigen die russische Öffentlichkeit. Zunehmend verstrickt sich die Führung der russischen Kriegsmarine in Widersprüche. Die Öffentlichkeit wartet mit Spannung auf den Offenbarungseid von Vizepremier Ilja Klebanow, der die Regierungskommission zur Untersuchung der Unglücksursachen leitet. Am heutigen Mittwoch will er den vorläufigen Abschlussbericht vorlegen. Fraglich ist allerdings, ob sich das Gremium in den verbleibenden 24 Stunden auf eine halbwegs plausible Darstellung einigen kann. Noch am Wochenende stifteten einander widersprechende Erklärungen einiger hoher Marineoffiziere immer wieder neue Verwirrung.

Am Freitag hatte der Chef der russischen Kriegsmarine, Admiral Wladimir Kurojedow, im Katastrophengebiet erneut verkündet, dass ein feindliches U-Boot in der Barentssee aufgetaucht sei. Dieses, so Kurojedow, solle offenbar die Spuren der Kollision eines anderen ausländischen Unterseebootes mit der "Kursk" beseitigen.

Eben dieser Zusammenstoß habe, wie die Marineführung nach wie vor behauptet, die Explosion an Bord der Kursk herbeigeführt. Zum Zeitpunkt der Katastrophe seien zwei Nato-U-Boote im Katastrophengebiet gewesen, ein US-amerikanisches und ein britisches. Das amerikanische Boot habe kurz danach eine Marine-Basis in der Nähe des norwegischen Hafens Bergen angelaufen. Dort sei der Kollisionsschaden heimlich repariert worden. Als "Beweismittel" verbreitete der Flottenstab Satellitenfotos. Sie zeigten, so sah es zumindest aus, ein U-Boot mit Blessuren am Bug in der See vor Bergen.

Am Sonntagabend stellte sich zunächst heraus, dass das zur Spurensuche ausgeschickte U-Boot nur in den Hirnen der Admirale existiert. Bei dem Objekt, räumte der stellvertretende Oberbefehlshaber der Nordmeerflotte, Vizeadmiral Wladimir Dobroskotschenko im russischen Fernsehen ein, habe es sich wahrscheinlich um das Skelett eines großen Fisches gehandelt.

Noch peinlicher war, dass der Privatsender NTW die Satelliten-Fotos als Fälschung entlarvte. Sie seien bis zu acht Jahre alt, sagte ein norwegischer Marineoffizier dem Sender: Die Insel auf dem Foto gäbe es nicht mehr, der schmale Sund, der sie vom Festland trennt, sei längst zugeschüttet.

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