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Unterschichtdebatte: Gewerkschafter sehen Verarmungsursachen in Kohl-Ära

Führende Gewerkschafter schreiben der Regierung unter Helmut Kohl eine wesentliche Verantwortung für die Entstehung einer neuen Unterschicht in Deutschland zu.

Berlin - "Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter", sagte Verdi-Vizechefin Margret Mönig-Raane der "Berliner Zeitung". Es werde höchste Zeit, dass die Politik die negativen Folgen ihres eigenen Handelns beseitigt. Ursprung der gesellschaftlichen Entwicklung sei die geistig-moralische Wende der schwarz-gelben Koalition in den Achtziger Jahren.

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg. Ihn störe der Begriff Unterschicht, sagte er. Richtig sei aber, dass weite Teile der Gesellschaft inzwischen in Armut lebten. Bei der Ursachenforschung "muss man anfangen bei der geistig-moralischen Wende", die Kohl nach seinem Regierungsantritt 1982 ausgerufen hat. "Richtig ist aber auch, dass es nach der deutschen Einheit erhebliche Verwerfungen in der Gesellschaft gab", sagte Möllenberg. Neben der Politik trage daran auch die Wirtschaft eine Mitschuld.

Mönig-Raane sagte, auch die jüngsten Reformen der schwarz-roten Regierung in den Bereichen Arbeitsmarkt und Gesundheit seien nicht dazu geeignet, die Probleme der immer größer werdenden Unterschicht zu lösen. "Stattdessen wird diese Politik lediglich dafür sorgen, dass sich Armut und Perspektivlosigkeit in der Mitte der Gesellschaft fest verankern." (tso/ddp)

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