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Politik: Untersuchungsausschuss: Kohls Kumpane - Die CDU-Führung ist zur Härte nicht fähig - deshalb ist der Alte Herr des Verfahrens (Kommentar)

Was Helmut Kohl der CDU angetan hat und was er ihr ständig noch antut, alles um seiner selbst willen - es reicht. Es müsste der CDU ja schon lange reichen.

Was Helmut Kohl der CDU angetan hat und was er ihr ständig noch antut, alles um seiner selbst willen - es reicht. Es müsste der CDU ja schon lange reichen. Aber es ist noch lange nicht Schluss. So lange der Ausschuss zu Spenden und Akten und Kohls Millionen tagt, so lange wird er keine Ruhe geben. Es sei denn ...

Es gab, ganz am Anfang der Affäre, einen Moment, an dem die damalige Führung das Ungeheuerliche gedacht hat: sich von Kohl, dem Großen, zu distanzieren. Ihn des Feldes zu verweisen. Ihm seine "Heimat" zu nehmen. Wie? Sie hätten ihn ausschließen müssen. Genauer: Wolfgang Schäuble als der Vorsitzende hätte Helmut Kohl aus der CDU befördern müssen. Schäuble hat vielleicht einmal daran gedacht, in seiner Empörung, seiner Trauer, aber er hat es nicht vermocht. Er hätte es nie getan - und weil er so ist, nicht kaltschnäuzig, nicht brutal, ist Schäuble heute nicht Kanzler. Sonst hätte er Kohl vorher schon gestürzt.

So steht die CDU jetzt da und weiß nicht weiter. Angela Merkel hat Schäuble abgelöst, hat sich vorher von Kohl gelöst - aber danach zugelassen, dass die CDU und sie sich wieder hineinziehen ließen. Kohl hat sich, wie es scheint, seines alten Systems bedient: des Systems, Parteimitglieder in Kumpanei zu verstricken. Wenn selbst gewiefte christdemokratische Politiker wie Dietmar Schlee sich einfangen lassen, wie soll dem dann ein Andreas Schmidt entrinnen?

Die Entwicklung war programmiert, weil es von vornherein ein unauflösliches Dilemma war: Die CDU, Schäuble, glaubte, sie könne das Gute von Kohl für die CDU retten und das Schlechte von der Partei trennen. Das konnte nicht gehen, genauso wenig, wie sich die Partei im verwundeten Zustand ganz von Kohl trennen konnte. Tragisch nennt man so etwas. Die CDU ist in einem Maße Kohl, wie es vielleicht - um einmal ein positives Gegenbeispiel zu nehmen - vor Jahren nur noch die SPD mit Willy Brandt war. Oder die SED mit Erich Honecker.

Sie haben gehofft, geglaubt, gewünscht - und jetzt ausgeträumt. Kohl ist wieder da, als wäre er nie weg gewesen. Er lässt nach Belieben Ausschussmitglieder antanzen, und die fühlen sich wohl noch geschmeichelt. Denn das ist er ja eben auch noch, trotz allem: der Mann, der in Deutschland die Einheit verwirklichte, den jeder kennt, den früher alle hofierten und heute immerhin noch einige in der Welt.

Seine Art, dies allen zu zeigen, indem er einen Terminkalender von Juliane Weber in die Öffentlichkeit lanciert - und so war es ja wohl -, ist nur auf den ersten Blick subtil. Auf den zweiten ist sie so brutal, wie andere mit ihm nicht sein konnten. Genau deshalb war Helmut Kohl so lange an der Macht. Und manche reagieren schon wieder mit den alten Reflexen: Dass es den "Sozen" doch nur darum gehe, die Union zu vernichten und vorher ihren Heros in den Dreck zu ziehen. Das ist Kohls Argumentation.

Ein Vierteljahrhundert lässt sich nicht wegkommandieren, auch nicht vor der Öffentlichkeit wegcharmieren, wie es Angela Merkel versucht hat. Eine ausweglose Lage? Es sei denn, die neue Führung machte Kohl ein für allemal klar, dass sie nicht seine Marionetten sind. Und sie sorgte dafür, dass er im Untersuchungsausschuss nicht das Verfahren bestimmt.

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