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Politik: Uranmunition: Hoffnung auf unabhängige Kontrollen

Am 1. Juli 1999, knapp einen Monat nach Beendigung der militärischen Eskalation in der Kosovo-Krise, informierte die Nato zum ersten Mal darüber, dass sie bei ihren Luftangriffen auf Jugoslawien uranabgereicherte Munition (DU) eingesetzt hat.

Am 1. Juli 1999, knapp einen Monat nach Beendigung der militärischen Eskalation in der Kosovo-Krise, informierte die Nato zum ersten Mal darüber, dass sie bei ihren Luftangriffen auf Jugoslawien uranabgereicherte Munition (DU) eingesetzt hat. Die Bordkanonen befanden sich ausschließlich auf dem amerikanischen Kampfflieger A-10. Während die Kfor-Soldaten aufgefordert wurden, auf entsprechende Schutzmaßnahmen zurückzugreifen, mussten sich die im Kosovo tätigen Hilfsorganisationen selbst kümmern. Auf eine Anfrage des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) heißt es in einem Schreiben des Ministeriums am 16. Juli 1999: "Die Nato (...) hat auf eine mögliche toxische Gefährdung beim Umgang mit DU-Munition getroffenen Fahrzeugen hingewiesen und vorbeugende Maßnahmen, die auch an die Hilfsorganisationen weitergegeben wurden. Eine Dekontaminierungsplanung seitens der Nato gibt es derzeit nicht."

In der deutschen Sektion von "help", einer Organisation, die auf dem Balkan unzählige Aufbauprojekte durch Minenräumung unterstützt, erinnert sich niemand daran, derart informiert worden zu sein. Entsprechend groß ist die Sorge - nicht nur um Mitarbeiter. "Wir sorgen uns eigentlich viel mehr um die Bevölkerung, die nahe der bombardierten Stellungen lebt", sagt Yvonne Neudeck, die seit der Weihnachtspause wieder für "help" im Kosovo arbeitet: "Wann kommen unabhängige Kontrollgremien, die untersuchen, wie groß die Gefahr ist?" Das Vertrauen der Bevölkerung in die Kfor, die selbst Analysen zur Uran-Gefahr begonnen hat, sei nicht sehr groß. "Die Menschen fragen sich, ob das Grundwasser noch trinkbar ist, weil es während der Luftangriffe auch geregnet hat und Uran in den Boden gesickert sein könnte. Wir brauchen Gewissheit und Informationen."

Der Informationsfluss an die Hilfsorganisationen war auch schon während der Bosnien-Intervention 1995 unzureichend. "Die Nato hat nur spärlich informiert", erzählt ein deutscher Fachmann, der damals Minen unschädlich machte: "Es gab auch kaum Angaben über andere, chemische Kampfstoffe, die zum Einsatz gekommen waren."

Claudia Lepping

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