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Kim Jong Il

© dpa

Urnengang: Nordkorea lässt neu wählen

In Nordkorea ist am Sonntag mit mehrmonatiger Verspätung ein neues Parlament gewählt worden. Es könnte den Weg für eine spätere Machtübergabe von Staatschef Kim Jong Il ebnen.

Bis 14 Uhr Ortszeit beteiligten sich 93,1 Prozent der Stimmberechtigten an dem Urnengang, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Dabei stand pro Bezirk nur ein Kandidat zur Wahl, der von der Kommunistischen Partei aufgestellt wurde. Die Wahl der 687 Sitze zählenden Obersten Volksversammlung in dem stalinistisch regierten Ein-Parteien-Staat war seit vergangenem Sommer überfällig, was Spekulationen über den Gesundheitszustand von Staatschef Kim genährt hatte. Die Ergebnisse wurden für Montag erwartet. Bei vergangenen Wahlen wurde eine einhellige Zustimmung für alle Kandidaten bei einer Beteiligung von fast hundert Prozent gemeldet.

"Ich bin mit Freude erfüllt, dass ich mit meiner Stimme die Herrschaft der Revolution stärken kann", wurde der Arbeiter Park Mi Hyang von der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag zitiert. Das nordkoreanische Fernsehen zeigte Bilder, auf denen Soldaten feierlich ihre Stimmzettel in eine Urne fallen ließen. Sie hätten für Kim Jong Il gestimmt, hieß es dazu.

Sohn als Nachfolger?

Der Wahlgang könnte nach Einschätzung von Beobachtern Machtveränderungen in Nordkorea bringen; womöglich wird sogar Kim Jong Ils Nachfolge vorbereitet. Sein dritter Sohn, der 25-jährige Jong Un, ist für die Volksversammlung nominiert und könnte bald in hohe Ämter aufrücken.

Der 67-jährige Kim Jong Il, der das Amt an der Spitze Nordkoreas von seinem Vater Kim Il Sung geerbt hatte, erlitt nach Informationen aus Seoul und Washington im August einen Schlaganfall. Seither habe er sich jedoch wieder erholt und die Kontrolle in der Hand, hieß es. Die neue Oberste Volksversammlung wird Kim Jong Il als neuen Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsausschusses wählen, des mächtigsten Gremiums des Landes, dessen neue Zusammensetzung als wichtiger Hinweis für den künftigen Kurs des Landes gilt.

Es könnte einen "Generationswechsel" in hohen Positionen geben, sagte der Nordkorea-Experte Kim Yong Hyun von der Dongguk-Universität in Seoul. Schon 1998 und 2003 habe es nach den Wahlen eine Verjüngung gegeben. "Kim Jong Il wird bei den nächsten Wahlen 72 Jahre alt werden, und so scheint es naheliegend, dass die Post-Kim-Ära sich schon beim jetzigen Urnengang widerspiegelt", sagte der Experte. (feh/AFP)

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