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Suboptimal: Ursula von der Leyen gilt in Vielem als penibel bis perfekt. Bei ihrer Doktorarbeit scheint das etwas anders gewesen zu sein - schon im Titel steckt ein Tippfehler und die folgenden Seiten haben es in sich.

© imago

Ursula von der Leyen: Doktortitel - Am Krankenbett entlang

Dass Ursula von der Leyen mit den Plagiatsvorwürfen zu ihrer Doktorarbeit mal nicht brillant und perfekt wirkt, findet Bernd Matthis eher beruhigend.

Im Grunde müssen wir uns glücklich schätzen, eine Verteidigungsministerin zu haben, die nicht nur in Afghanistan locker die Parade abschreitet und sich mit Heckler&Koch, den Schurken vom Dienst, sachkundig duelliert, sondern auch allerhand Fachfremdes draufhat. „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“ – das war das Thema der medizinischen Dissertation von Ursula von der Leyen, 1991.

Derzeit gibt es nun allerhand Untersuchungen darüber, ob sie beim Schreiben vielleicht die Guttenberg-Abkürzung genommen hat. Aktuell beziffert „VroniPlag“ den Plagiatsanteil auf rund 40 Prozent, und ein Gutachter wundert sich über 23 Verweise im Text, bei denen die angegebenen Quellen den zitierten Inhalt gar nicht belegen. Es sieht also nicht so gut aus, selbst wenn man berücksichtigt, dass normale medizinische Doktorarbeiten sehr selten große Spitz- und Steil-Wissenschaft enthalten, sondern eher so am Krankenbett entlang entstehen.

Dennoch hat der Vorgang etwas Heilsames. Denn wenn wir uns die junge Assistenzärztin Leyen um 1990 herum ansehen: Du liebe Güte. Nicht nur, dass sie schon zwei kleine Kinder hat und die nächsten fünf plant. Auch der Schichtdienst an der Medizinischen Hochschule Hannover schlaucht sie, und zu allem Überfluss arbeitet sie hart daran, in die CDU einzutreten, weil sie sich über Gerhard Schröder und seine große Klappe geärgert hat.

Eine brillante Studie - das wäre zu viel des Guten

Ein gewaltiges Pensum. Andere Mütter wuppen das nur, indem sie hysterisch immer mit dem SUV um den Block fegen, von Kita zu Kita und zum Kinderarzt und Supermarkt und zur musikalischen Früherziehung und werweißwohin – Ursula von der Leyen dagegen bleibt cool und promoviert.

Und wenn wir uns nun vorstellen, dabei wäre auch noch eine brillante, das c-reaktive Protein neu erfindende Studie herausgesprungen – dann stünde eine geradezu unerträglich perfekte Persönlichkeit vor uns, gegen die all unsere bescheidenen Bemühungen um Relevanz und Ruhm einfach verpuffen. Es ist also gewissermaßen ein Akt ausgleichender Gerechtigkeit, wenn sie nun nachträglich ihre Diss in den Sand setzt.

Sollte die Affäre am Ende ihren Aufstieg in allerhöchste Staatsämter, an die Spitze der EU oder der UN, verhindern? Was mich betrifft: Ich käme damit eventuell sogar zurecht.

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