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Politik: US-Delegation in Nordkorea

Private Expertengruppe will Atomanlage besuchen

Tokio/Seoul . Eine private US-Delegation ist am Dienstag nach Pjöngjang gereist, um den Atomkomplex Yongbyon zu besuchen. Nordkorea habe den Besuch der Atomanlage aber noch nicht fest zugesagt, sagte der Leiter der Delegation aus Mitarbeitern von US-Abgeordneten und Nuklearexperten in Peking. Derweil äußerte sich der südkoreanische Außenminister skeptisch, ob es noch im Januar zu einer neuen Runde von Sechsergesprächen zur Nuklearfrage kommen werde. Er hoffe auf eine Runde „im ersten halben Jahr“.

Die amerikanische Delegation bestieg am Dienstag einen Linienflug von Peking nach Pjöngjang. Sie wird bis Samstag in Nordkorea bleiben. „Es ist ein sehr privater Besuch. Wir repräsentieren weder die US-Regierung oder irgendjemanden sonst“, sagte das Delegationsmitglied Jack Pritchard, ein Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates in der Amtszeit von George Bush senior. Zur Delegation gehört auch Sig Hecker, ein ehemaliger Direktor der US-Atomschmiede in Los Alamos. Sollte der Besuch in dem Reaktorkomplex von Yongbyon tatsächlich stattfinden, wäre dieser immerhin die erste Visite von US-Experten in der umstrittenen Anlage seit Beginn der jüngsten Nuklearkrise im Herbst 2002. Beobachter warnten jedoch davor, allein daraus die Bereitschaft Nordkoreas zu Konzessionen abzuleiten. Die Hoffnungen auf eine baldige Wiederaufnahme der Pekinger Sechsergespräche zur Nuklearkrise scheinen eher zu sinken. Grund sind unter anderem Terminschwierigkeiten wegen des bevorstehenden Frühlingsfestes in Asien.

Nordkoreas Staatsmedien intensivierten indes ihre Propaganda mit einem als „kühne Konzession“ bezeichneten Angebot an die USA. Pjöngjang sei bereit, Tests und die Produktion von Nuklearwaffen zu stoppen und „zivile Atomanlagen einzufrieren“, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Im Gegenzug verlangt das stalinistische Land Zugeständnisse der USA, unter anderem ein Ende der militärischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Nordkorea und die Wiederaufnahme von Treibstofflieferungen.

Ein Beamter des südkoreanischen Außenministeriums sagte, das jüngste Angebot enthalte „im Prinzip nichts Neues“. US-Außenminister Colin Powell wertete das Angebot indes als „positiven Schritt“ auf dem Weg zu einer Lösung. Washington fordert von Nordkorea einseitige Schritte. Statt dem „Stoppen“ oder „Einfrieren“ von Atomanlagen verlangen die USA zudem deren kompletten Abbau.

Henrik Bork

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