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US-Demokraten: Clinton vor Rückzug, Obama vor Sieg

Gibt sie auf, gibt sie nicht auf? In den US-Medien herrscht Rätselraten, ob Hillary Clinton im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten noch am Dienstagabend das Handtuch wirft. Ihr Konkurrent Barack Obama zumindest will sich angeblich kurz nach den letzten Vorwahlen in der Nacht zum Sieger erklären.

An Dramaturgie ist der Tag der letzten US-Vorwahlen in South Dakota und Michigan kaum zu überbieten: Die Ex-First Lady Hillary Clinton wolle angeblich noch am Dienstagabend anerkennen, dass Mitbewerber Barack Obama die Mehrheit der Delegierten hinter sich hat, schreibt eine US-Agentur. "Absolut falsch" tönt es aus dem Wahlkampfteam Clintons: Sie werde weiter um die notwendige Unterstützung der Superdelegierten kämpfen.

Ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen: Obama liegt bei den Delegiertenstimmen vorn. Nach der Abstimmung in South Dakota und Montana, bei denen er laut Umfragen ebenfalls vorne liegt, dürften sich zahlreiche bisher unentschiedene Superdelegierte hinter ihn stellen, so sein Kalkül. Das hätten rund 30 Senatoren und Abgeordnete angedeutet. Damit könnte sich Obama so gut wie sicher sein, dass er beim demokratischen Nominierungsparteitag Ende August in Denver auf die insgesamt notwendigen 2118 Delegierten kommt. Clinton dagegen, die zum Beginn des Vorwahl-Marathons Anfang Januar als klare Favoritin gegolten hatte, liegt bei den Delegiertenstimmen praktisch chancenlos zurück.

"Eine Botschaft zu verkünden"

US-Medien hatten schon zuvor berichtet, dass die 60-Jährige bald das Handtuch wirft. Es heißt, sie habe ihre Mitarbeiter nach New York zusammengerufen, um dort noch in der Wahlnacht eine "Botschaft zu verkünden". Die "New York Times" indes geht davon aus, dass sie ihr endgültiges Ausscheiden erst in einigen Tagen offiziell bekanntgibt. Auch ihr Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton, deutete bereits die Rückzugsbereitschaft seiner Frau an. "Dies könnte der letzte Tag sein, an dem ich an einer solchen Kampagne beteiligt bin", meinte er.

Barack Obama dagegen will US-Medien zufolge kurz nach Abschluss der Vorwahlen den Sieg über seine Rivalin verkünden. Die letzten Wahllokale schließen am Mittwochmorgen um 4 Uhr (MESZ). Die "Washington Post" spricht von einem "unabwendbaren Ausgang": Dem Vernehmen nach gab es bereits erste direkte Kontakte zwischen Obama und Clinton. "Wenn sich der Staub gelegt hat, möchte ich mich mit ihr zu treffen, sie kann Zeit und Ort des Treffens bestimmen", kündigte Obama an. US-Medien werteten dies als neuen Hinweis, dass eine Vizepräsidentschaft Clintons weiterhin erwogen wird.

Obama muss Demokraten einen

Der eigentliche Wahlkampf aber liegt noch vor Obama: Die Präsidentenwahl am 4. November. Sein Konkurrent ist der designierte republikanische Kandidat und Vietnamveteran John McCain. Vordringliche Aufgabe Obamas ist es nun, nach dem überaus langen Vorwahlkampf enttäuschte Clinton-Anhänger auf seine Seite zu ziehen und für die Einheit der Partei zu sorgen. Denn Umfragen deuten darauf hin, dass rund 20 Prozent der Clinton-Anhänger - vor allem Frauen, weiße Arbeiter und Ältere - ihm bei der Präsidentenwahl im November die Stimme verweigern oder sogar McCain wählen könnten. Führende Politiker der Demokraten drängen daher auf eine rasche Entscheidung, keinesfalls dürfe es beim Parteitag in Denver eine Kampfabstimmung geben. Das würde nur McCain helfen. (td/dpa)

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