zum Hauptinhalt

US-Finanzkrise: Neuer Anlauf bei Verhandlungen um US-Bankenplan

Nach dem gescheiterten Spitzentreffen im Weißen Haus haben Demokraten und Republikaner einen neuen Anlauf zur Überwindung der Finanzkrise genommen. McCain sagt unterdessen seine Teilnahme am TV-Duell gegen Barack Obama zu.

Nach dem Willen des demokratischen Mehrheitsführers im Senat, Harry Reid, soll der Kongress erst nach einer Einigung über den Banken-Rettungsplan in die Parlamentsferien gehen. "Wir werden dies beenden und werden so lange tagen wie nötig", sagte Senator Reid, der einen Kompromiss bis zum Handelsbeginn an den US-Börsen am Montagmorgen anstrebt. Der Kongress sollte seine Arbeit am Freitag ursprünglich bis zu den Präsidentschaftswahlen am 4. November unterbrechen. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama zeigte sich "optimistisch" über eine Einigung auf den 700-Milliarden-Dollar-Plan, mit dem die US-Regierung angeschlagenen Banken faule Kredite abkaufen will.

Führende demokratische Politiker warfen McCain vor, das Rettungsprogramm aus wahltaktischen Gründen torpediert zu haben. Die Demokraten hatten am Donnerstagabend bereits einen Kompromiss verkündet, ehe die Verhandlungen bei dem Krisengespräch angeblich durch neue republikanische Forderungen wieder zurückgeworfen wurden. An dem Treffen hatten neben Bush und den beiden Bewerbern um seine Nachfolge Finanzminister Henry Paulson, Notenbankchef Ben Bernanke und Topabgeordnete beider Parteien aus dem Kongress teilgenommen.

McCain weist Sabotage-Vorwürfe zurück

John McCain hielt dagegen, es habe nie eine Einigung gegeben. Die Sabotage-Vorwürfe wies er in einer Erklärung am Freitag zurück: "Ich bin gewillt, mit allen Parteien in beiden Häusern des Kongresses in gutem Glauben zusammenzuarbeiten." Gerade bei konservativen Republikanern stößt die Idee, dass der Staat angeschlagene Banken mit Steuergeldern von zweifelhaften Krediten befreien könnte, auf massive Kritik. Die Demokraten hatten auf der anderen Seite darauf gepocht, auch einfache US-Bürger von den Folgen der Finanzkrise zu entlasten.

"Wir brauchen einen Rettungsplan", bekräftigte Bush. Es gebe Meinungsverschiedenheiten über das 700 Milliarden Dollar schwere Programm, jedoch nicht darüber, dass etwas "Substanzielles" getan werden müsse. Die demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hoffte am Freitag auf eine Einigung binnen 24 Stunden.

McCain erklärt sich zum TV-Duell bereit

Die US-Börsen, die am Vortag in Erwartung eines Kompromisses noch zugelegt hatten, öffneten am Freitag im Minus. Der Dow Jones fiel um 1,19 Prozent auf 10,891.44 Punkte. Der Technologie-Index Nasdaq gab zum Auftakt um 2,20 Prozent nach und lag bei 2138.52 Punkten.

McCain ließ erklären, dass er nun doch an dem 90-minütigen TV-Duell gegen Obama am Freitagabend (Ortszeit) an der Universität von Mississippi im Städtchen Oxford teilnehmen werde. McCain hatte am Mittwoch seinen Wahlkampf wegen der Finanzkrise ausgesetzt und eine Verschiebung der Debatte gefordert. Bei der ersten von insgesamt drei Fernsehdebatten sollten die beiden Kandidaten über Fragen der internationalen Politik und der nationalen Sicherheit diskutieren. Die USA wählen in knapp sechs Wochen einen neuen Präsidenten.

Die Lage an den US-Finanzmärkten wurde durch die 13. und bislang größte Bankenpleite der Immobilienkrise verschärft: Die US-Behörden schlossen am Donnerstagsabend die Washington Mutual. Nach Angaben des staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC soll die Bank JPMorgan Chase für 1,9 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) große Teile des Kreditinstituts übernehmen. (sba/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false