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US-Gefangenenlager: Erste Selbstmorde in Guantánamo

Drei Insassen des US-Gefangenenlagers Guantánamo Bay in Kuba haben Selbstmord begangen. Wie das zuständige US-Kommando Süd mitteilte, wurden zwei Männer aus Saudi-Arabien und ein Jemenit am Morgen erhängt in ihren Zellen gefunden.

Washington - Sofortige Wiederbelebungsversuche seien fehlgeschlagen, hieß es. Es ist das erste Mal, dass Gefangenen in dem Lager der Selbstmord gelungen ist, nachdem Militärangaben zufolge bereits zuvor 25 Häftlinge insgesamt 41 Mal versucht hatten, sich aus Protest gegen ihre Inhaftierung und ihre Haftbedingungen das Leben zu nehmen. Am 18. Mai hatte es in Guantánamo Bay einen Aufstand gegeben. Ein Häftling täuschte einen Selbstmordversuch vor und lockte damit Wärter in seine Zelle, wo sie dann von einer Gruppe von Gefangenen attackiert wurden. Seit Sommer vergangenen Jahres sind außerdem immer wieder Häftlinge in einen Hungerstreik getreten und wurden zum Teil trotz heftiger Gegenwehr zwangsernährt.

Insgesamt werden in dem Lager zur Zeit mehr als 460 mutmaßliche Terroristen festgehalten, viele von ihnen schon seit mehr als viereinhalb Jahren, ohne dass ihnen der Prozess gemacht oder auch nur Anklage erhoben wurde. Erst am Freitag hatte sich der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wie zuvor schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Treffen mit US- Präsident George W. Bush für eine Schließung des Gefängnisses eingesetzt.

Wie der Chef des Süd-Kommandos, John Craddock, auf einer Pressekonferenz am Samstag sagte, würden die drei Toten mit "äußerstem Respekt" behandelt. Ein Berater für muslimische Kultur sei hinzugezogen worden, um sicherzustellen, dass die Leichen entsprechend der religiösen Tradition der Häftlinge behandelt würden. Das US-Außenministerium habe sich mit den jeweiligen Regierungen der Heimatländer in Verbindung gesetzt, und eine Untersuchung der Vorgänge sei eingeleitet worden.

Nach unbestätigten Berichten waren die Selbstmörder, deren Namen das US-Militär zunächst nicht bekanntgab, in dem am schärfsten bewachten Teil des Lagers untergebracht. Experten zeigten sich daher überrascht, dass es den Männern gelang, sich unbemerkt zu erhängen. Kommandeur Craddock äußerte sich dazu nicht, sondern sagte lediglich, es würden Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Selbstmorde ergriffen.

Er verteidigte zugleich die Existenz des Lagers mit den Worten, die Menschen dort seien in Gewahrsam, weil sie anhaltende Gefahr darstellten. "Dies sind keine gewöhnlichen Kriminellen", sagte der Kommandeur. Er betonte weiter, alle Gefangenen würden human behandelt. (tso/dpa)

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