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Politik: US-Gerichtsentscheid: Frau nahm Drogen: Wegen Totschlags am Fötus verurteilt

In Amerika ist zum ersten Mal eine Frau wegen Totschlags verurteilt worden, die während ihrer Schwangerschaft Crack-Kokain geraucht hatte und deren Kind tot zur Welt kam. Die 24-jährige Frau aus dem US-Bundesstaat South Carolina muss für zwölf Jahre ins Gefängnis.

In Amerika ist zum ersten Mal eine Frau wegen Totschlags verurteilt worden, die während ihrer Schwangerschaft Crack-Kokain geraucht hatte und deren Kind tot zur Welt kam. Die 24-jährige Frau aus dem US-Bundesstaat South Carolina muss für zwölf Jahre ins Gefängnis. Während des Prozesses waren auch vier Mediziner zu Rate gezogen worden, die jedoch unterschiedlicher Meinung darüber waren, ob der Drogenkosum der Frau ursächlich war für den Tod des Kindes. Trotzdem schlossen sich die Geschworenen in Atlanta der Auffassung der Kläger an, derzufolge ein Fötus rechtlich wie ein Mensch zu behandeln sei. "Der Schutz des ungeborenen Kindes ist die Hauptverantwortung einer werdenden Mutter", sagte der zuständige Staatsanwalt.

Interessant ist der Gerichtsspruch vor dem Hintergrund der auch in den USA anhaltenden Debatte über die Frage, ob eine befruchtete Eizelle bis zur Geburt eine absolute oder eine gestaffelte Schutzwürdigkeit besitzt. Katholiken, rechte Abtreibungsgegner und linke Fortschrittsskeptiker beziehen meist eine kompromisslose Position, die sich einer Güterabwägung entzieht. Deshalb lehnen die Vertreter dieser Gruppen etwa die embryonale Stammzellenforschung ab, obwohl es gesichert zu sein scheint, dass mir ihrer Hilfe schwere Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson besser behandelt werden können. Auf dieser Linie liegt auch das Urteil.

Protestanten, Dritte-Wegs-Demokraten und Wissenschaftler dagegen sprechen sich überwiegend für das Ethik-Konzept einer gestaffelten Schutzwürdigkeit aus. Demzufolge sind Experimente mit einer gerade befruchteten Eizelle moralisch nicht ebenso verwerflich wie Experimente mit einem neugeborenen Baby. Dieses Konzept bietet Raum für Nützlichkeitserwägungen.

In den USA ist die embryonale Stammzellenforschung nicht verboten. Allerdings beteiligt sich der Bund finanziell nur an der Forschung selbst, nicht an der dafür notwendigen Zerstörung der befruchteten Eizelle. US-Präsident Bush muss demnächst entscheiden, ob er diese Praxis beibehält. Er steht hier unter Druck von Seiten der Abtreibungsgegner, die aber in der Minderheit sind. Zwei Drittel aller Amerikaner befürworten die mit Bundesmitteln geförderte Stammzellenforschung.

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