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US-Präsident: Wie kam es zu dem Interview mit Barack Obama?

Ein Interview mit dem US-Präsidenten ist eine seltene Ehre für ausländische Journalisten. Barack Obama hat bisher keinem deutschen Medium eines gegeben. Warum bekommt es "Der Tagesspiegel"?

Unser Korrespondent hatte Barack Obama seit dem Frühjahr 2007 im Wahlkampf begleitet. Anfangs kamen 80 oder 150 Menschen zu seinen Auftritten in der Provinz, nicht Zehntausende wie 2008. Damals konnte man ihm noch ganz nah kommen. Enge Mitarbeiter Obamas kennen Christoph von Marschall seit jenen Tagen. Er hatte das Gespür, dass diesem Mann der Sieg gelingen könne, und veröffentlichte Ende 2007, als die meisten auf Hillary Clinton setzten, die Biografie "Barack Obama. Der schwarze Kennedy". Sie wurde in fünf Sprachen übersetzt, zum Amtsantritt aktualisiert und liegt in der 7. Auflage vor. 2009 folgte eine Biografie über die First Lady: "Michelle Obama. Ein amerikanischer Traum". Marschall ist heute der einzige deutsche Zeitungskorrespondent, der über einen "White House Hard Pass" verfügt, der den Zugang zum Weißen Haus garantiert.

Dieses Interview wurde schriftlich geführt: Unser Korrespondent reichte die Fragen ein, das Weiße Haus schickte Obamas Antworten. Das ist mit Einschränkungen verbunden. Man kann nicht spontan nachfragen. Dafür sinkt das Risiko, dass ein vereinbartes Interview in letzter Minute abgesagt wird, weil überraschende Entwicklungen die Aufmerksamkeit des Präsidenten verlangen. Das ist mehrfach geschehen, zuletzt vier Journalisten aus Irland, Großbritannien, Frankreich und Polen, die vor Obamas jüngster Europareise zu einem Gruppeninterview eingeladen waren.

Jedes Land hat seine eigenen Sitten für Zeitungsinterviews mit Spitzenpolitikern. In Deutschland müssen sie vor dem Druck "autorisiert" werden. Danach ist das geführte Gespräch oft nicht wieder zu erkennen. Die Politiker streichen Aussagen, mit denen sie anecken können, oder ergänzen Sätze. Authentisch sind diese Interviews nicht immer.

In den USA gilt: Zeit ist das knappste Gut des Präsidenten. Viele Menschen konkurrieren um ein paar wenige Minuten in seinem Terminkalender: Sicherheitsberater und Militärs, Strategieberater und Wirtschaftsexperten, Abgeordnete und Großinvestoren. Seine Betreuer für ausländische Korrespondenten sind dazu übergegangen, auf schriftliche Interviews auszuweichen, um das Risiko kurzfristiger Absagen zu minimieren. Wie bei einem mündlichen Interview haben wir mit unseren Fragen die Themen vorgegeben. Die Antworten zeigen, was Obama fühlt und denkt. Dafür legt das Weiße Haus sein Wort ein. Tsp

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