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Bush

© AFP

US-Präsidentschaft: George W. Bush geht ohne Reue

US-Präsident George W. Bush scheint der Abschied von der Macht nicht schwer zu fallen. Sorgen macht ihm nur, dass er als unpopulärster Präsident seit Richard Nixon das Weiße Haus verlässt.

Böse Zungen in Washington behaupteten, dass der Rekordurlauber unter den US-Präsidenten, George W. Bush, es kaum erwarten könne, wieder in sein geliebtes Texas heimzukehren. Es ist für den Republikaner aber wohl mehr als nur ein Wermutstropfen, dass er als unpopulärster Präsident seit Richard Nixon das Weiße Haus verlässt, als ein Mann, der die amerikanischen Ideale verraten haben soll.

Dennoch strahlte und lächelte Bush bei seiner letzten Fernsehansprache wie selten zuvor, wirkte locker und gelöst, freute sich über viele Freundlichkeiten seiner Mitarbeiter. Außenministerin Condoleezza Rice schenkte ihm mit verschlossenen Augen einen fast seligen Ausdruck, als er sie innig auf die Wange küsste. Bush wirkt, wie viele Vertraute oft betonen, im direkten Umgang sehr gewinnend. Dennoch wurde auch beim Abschied wieder deutlich, dass er kein Meister der Rhetorik ist, kein charismatischer Führer. Vielen im prächtigen "East Room" des Weißen Hauses kam an diesem Abend wohl auch der Gedanke an den Nachfolger Barack Obama, der aus ganz anderem Holz geschnitzt zu sein scheint als Bush.

Kein Kompromiss zwischen Gut und Böse

Der scheidende Präsident gab sich dankbar "dem amerikanischen Volk" gegenüber, etwas selbstkritisch, manches würde er im Nachhinein lieber anders gemacht haben - aber im Kern war er unbeirrt. Sein Ton mag sich in den Jahren geändert haben, die neokonservative Botschaft nicht: Die USA und die freie Welt sind von Islamismus und Terrorismus bedroht, die USA müssten aktiv Freiheit und Demokratie in der Welt verbreiten, die Waffengänge im Irak und Afghanistan waren notwendig, der "Krieg gegen den Terror" müsse fortgesetzt werden. "Gut und Böse gibt es in der Welt, dazwischen gibt es keinen Kompromiss." Bisher hatte Bush vor allem darauf gehofft, dass ihm einmal die Geschichte recht geben werde. Inzwischen setzen zumindest viele Konservative in den USA auf Obama, der den Bush-Kurs rechtfertigen könnte.

Bushs Rehabilitation komme schneller als viele denken, schrieb der Publizist Charles Krauthammer. Der "Chefrevisionist" werde Obama sein. Nicht nur Obamas Regierungsteam mit dem weiter amtierenden Pentagon-Chef Robert Gates oder anderen Bush-Vertrauten wie Timothy Geithner (künftiger Finanzminister) sei ein Beleg für sehr viel mehr Kontinuität als "Wandel". Insbesondere habe Obama längst Abschied genommen von einem raschen Irak-Rückzug, sei sehr viel vorsichtiger bei dem Thema der heftig umstrittenen Verhörmethoden des Geheimdienstes CIA. Obama hatte noch 2008 als Senator einem Gesetz über Lauschangriffe zugestimmt, jetzt distanzierte er sich bei den heiklen Sicherheitsthemen von der eigenen "Wahlkampf-Rhetorik". Nicht nur Krauthammer meint "erste Anzeichen für einen neuen, respektvollen Umgang mit dem Bush-Cheney-Erbe" zu sehen. Der Kommentator sagt eine künftig "heimlich grollende Anerkennung der Bush-Politik" voraus.

Keiner tat mehr gegen Aids in Afrika

Zu seinem Abschied zählen seine Anhänger auf, was Bush alles erreicht habe: Vor allem das Ausbleiben eines Terrorangriffs auf die USA sei Verdienst der Bush-Strategie. Afghanistan und der Irak seien auf einem guten Weg. Kein US-Präsident habe mehr für den Kampf gegen Aids und Malaria in Afrika getan. Und schließlich habe die Wirtschaft über sieben Jahre lang geboomt - wären Bushs Vorschläge für eine striktere Kontrolle der Immobilien-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac nicht vom Kongress verhindert worden, wäre auch das Debakel in der Finanzwirtschaft weniger schlimm geworden, schrieb der republikanische Abgeordnete Todd Akin.

Für die Welt aber wird Bush vor allem als der Präsident in Erinnerung bleiben, der 2000 in einer höchst umstrittenen Wahl zum Sieger erklärt wurde, der präventive und unilaterale Kriege legitimierte, den Irak wegen angeblicher und später nicht gefundener Massenvernichtungswaffen angriff, in dessen Amtszeit die Menschenrechte in Abu Ghuraib oder Guantánamo ignoriert wurden - und der zur modernen Symbolfigur des "hässlichen Amerikaners" wurde, der arrogant, ungebildet und aggressiv die Welt nach seinem Willen gestalten will. Bush weiß, dass Millionen und Abermillionen in der "Lichtgestalt" Obama den "Anti-Bush" sehen. Um seinem Bild von der Welt doch noch Geltung zu verschaffen, will Bush jetzt erst einmal ein Buch schreiben.

Laszlo Trankovits[dpa]

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