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Hatte am Donnerstag die Aufmerksamkeit der Medien sicher: Carly Fiorina.

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US-Präsidentschaftswahlen 2016: Carly Fiorina könnte Donald Trump gefährlich werden

Carly Fiorina gewann die Verfolger-Debatte überraschend deutlich. Sie wird mehr und mehr zum Geheimtipp der Republikaner - auch wegen Donald Trump.

Rick Perry schaffte es bei der Debatte mit den republikanischen Präsidentschaftskandidaten nicht in die Top 10, das war die Nachricht am Dienstag. Der ehemalige Senator musste in die Verfolgerrunde, mit sieben weiteren Kandidaten, ohne große Chancen sich profilieren zu können. Doch nicht Perry oder der erzkonservative Rick Santorum gingen als Sieger hervor, sondern die einzige Kandidatin der republikanischen Präsidentschaftsbewerber: Carly Fiorina. Doch wer ist das?

Die Texanerin kennt sich aus im amerikanischen Politikbetrieb, nur zu sehen war sie dabei bisher nicht. 2008 beriet sie John McCain in seiner Präsidentschaftskampagne, 2010 kandidierte sie in Kalifornien für den US-Senat, konnte sich aber gegen eine demokratische Gegenkandidatin nicht durchsetzen. Am Donnerstagabend nun sorgte sie für Aufsehen, mit deutlicher Kritik an Jeb Bush und dessen unbeholfener Kampagne. In zu viele Fettnäpfchen sei er schon getreten, sagte Fiorona während der Debatte, man brauche aber jemanden, der "nicht schon stolpert bevor er den Ring betritt". Ihre klaren Worte und beherrschtes Auftreten brachten ihr bei den Zuschauern fulminante Werte ein. In einer ersten Twitter-Umfrage kurz nach Ende der Diskussionsrunde erreichte Fiorona eine Zustimmung von 83 Prozent, alle anderen Kandidaten blieben im einstelligen Bereich.

Auch in den Nachbesprechungen machte sich sowohl Ver-, als auch Bewunderung unter den Moderatoren breit. "Sie wurde deutlich bei der nationalen Sicherheit. Sie war - nicht verwunderlich für einen CEO - deutlich bei der Innenpolitik und dem Haushalt", sagte Chris Wallace, Moderator der Debatte. Diese Zustimmung kann die 60-Jährige gut gebrauchen, in Umfragen vor ihrem Erfolg lag sie auf dem vorletzten Platz, mit ungefähr zwei Prozent. Ihre Chancen in der nächsten Debatte in die erste Riege aufzusteigen wird dadurch nicht leichter, im CNN-Ranking spielen auch die bereits erhobenen Umfragen eine Rolle.

Von der Sekretärin zur Generalsekretärin

Doch neben der Schützenhilfe aus dem Hause Fox könnte ihr auch noch ein zweiter Fakt in die Karten spielen: Fiorina hat Erfahrung in der Wirtschaft. Von 1999 bis 2005 Leitete sie als CEO den IT-Konzern Hewlett-Packard (HP), als erste Frau in den USA schaffte sie den Sprung an die Spitze eines der 20 größten Unternehmen des Landes. Laut eigenen Bekundungen war es der "American Dream", von der Sekretärin zur Generaldirektorin. Ihre Karriere in der freien Wirtschaft wirkt sich aber nicht nur wegen der fachlichen Kompetenz positiv aus, sie ist auch ein Anti-Trump-Serum.

Fiorina ist die einzige Kandidatin unter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
Fiorina ist die einzige Kandidatin unter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

© AFP

Der derzeit in den Umfragen führende New Yorker Multi-Milliardär bezeichnet seine Kontrahenten aus der Politik gerne als "Loser" ("Verlierer"), die lediglich Gefälligkeiten der Spender annähmen und kein Rückgrat besäßen. Diese Argumente treffen auf Fiorina nicht zu, sie trat ähnlich wie Trump selbst als Spenderin auf und führte mit ihrem Unlocking Potential Project (Projekt Freisetzung von Potential) eine Initiative zur Förderung von Frauen in der Politik.

Sollte es Fiorina zur nächsten Debatte in die Riege der Top 10 schaffen, könnte sie zu einer ernstzunehmenden Konkurrentin Trumps werden, denn dieser hat vor allem mit einer Gruppe Probleme: Frauen. Befragt zu seiner Reihe an Beleidigungen gegen Frauen sagte er: "Ich habe keine Zeit für Political Correctness und das Land hat auch keine". Nicht die schlechteste Voraussetzung für die einzige weibliche Kandidatin.

René Bosch

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