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US-Verteidigungminister Ash Carter berichtete über die Beute.

© REUTERS

US-Razzia in Syrien deckt Organisation des IS auf: IS-Emire kommunizieren über Ehefrauen

Die USA haben bei Razzia offenbar IS-Unterlagen erbeutet, die Aufschluss über die Kommandostruktur der Terrormiliz geben. Was verraten sie?

Im Morgengrauen des 16. Mai 2015 drang ein Spezialkommando der US-Armee in ein mehrstöckiges Gebäude in al Amr im Osten Syriens ein. Ziel der Durchsuchung war Abu Sayyaf, ein Führer des „Islamischen Staats“, und seine Frau Umm Sayyaf. US-Präsident Barack Obama hatte die amerikanische Bodenoperation angeordnet. Abu Sayyaf wurde dabei getötet, wie US-Verteidigungsminister Ashton Carter noch am selben Tag bekanntgab. Zusätzlich ergriff das Delta Force-Kommando Umm Sayyaf und befreite eine versklavte Jesidin. Aber noch etwas vielleicht entscheidenderes fiel der Koalition gegen den IS dort offenbar in die Hände: vier bis sieben Terabyte an Daten über die innere Struktur der Terrororganisation.

Das berichtet jetzt die „New York Times“. Einen „signifikanten Schlag“ nannte Carter die Aktion. Am 31. Mai schlug die US-Armee erneut gegen einen IS-Führer in Syrien zu. Diesmal galt der Luftangriff bei Ashe Shaddadi im Nordosten des Landes dem IS-Kommandeur Abu Hamid. Nach inoffiziellen US-Angaben wurde Abu Hamid dabei getötet, eine Bestätigung dafür aber fehlt. Seinen Aufenthaltsort wussten die Amerikaner durch Informationen von den Laptops, den Handys und von den anderen Materialien aus dem Haus Abu Sayyafs in al Amr.

Einblick in Strategien und Organisationsweise des IS

Der Aktion vom 16. Mai waren Satellitenüberwachungen, Drohnenaufklärung und Abhörmaßnahmen vorausgegangen. In den Reihen des „Islamischen Staats“ hatten die US-Geheimdienste angeblich auch einen Tippgeber. Es heißt jetzt, man habe inzwischen auch von Umm Sayyaf Informationen erhalten. Kombiniert mit dem terabyte-großen Datenschatz haben die Dienste den Berichten zufolge damit einen wichtigen Einblick in militärische Strategien, Organisationsweise und finanzielle Strukturen der Terrororganisation gewonnen. Der oberste Führer des IS, Abu Bakr al Baghdadi, trifft sich demnach regelmäßig mit regionalen Führern, Emire genannt, in seinem Hauptquartier in Rakka im Osten Syriens.

Jeder Emir wird von einem ausgewählten Fahrer zu den Treffen abgeholt. Diese nehmen sämtliche Elektronik der Emire an sich, um jedes Tracking der Amerikaner und so einen Angriff auf al Baghdadi zu verhindern. Eine wichtige Rolle spielen demnach auch die Ehefrauen im islamistischen Netzwerk in Syrien und im Irak. Der IS umgeht elektronische Kommunikation und entgeht damit einer elektronischen Überwachung, indem die Ehefrauen Informationen persönlich von Frau zu Frau weitergeben. So vermeiden Kommandoführer des IS den Kontakt untereinander ohne die direkte Kommunikation aufgeben zu müssen.

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