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Januar 2012: Bilder eines Skandalvideos zeigen US-Solaten, die auf getötete Taliban-Kämpfer urinieren sollen.

© Reuters

US-Truppen in Afghanistan: US-Soldaten posieren mit Leichenteilen

Die "Los Angeles Times" hat Fotos zugespielt bekommen, die erneut das katastrophale Verhalten mancher amerikanischer Soldaten in Afghanistan belegen.

Berlin - Die „Los Angeles Times“ hat am Mittwoch zwei von insgesamt 18 Fotos veröffentlicht, auf denen US-Soldaten in Afghanistan mit Körperteilen mutmaßlicher Selbstmordattentäter posieren. Auf einem Bild halten Soldaten zusammen mit afghanischen Polizisten zwei verstümmelte Beine in die Luft, auf dem anderen lehnt ein grinsender Soldat vor dem Oberkörper eines toten Afghanen, den offenbar ein anderer Soldat von hinten stützt. Die Bilder stammen aus dem Jahr 2010, berichtet die „LA-Times“. Ein Soldat aus der entsprechenden Division habe sie ihr jetzt zugespielt, um auf einen „Zusammenbruch von Führung und Disziplin“ hinzuweisen, der „die Sicherheit der Truppen gefährde“.

Inzwischen hat das Pentagon eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Verteidigungsminister Leon Panetta verurteilte das Verhalten der Soldaten und sagte, die Bilder spiegelten „in keiner Weise die Werte oder den Professionalismus der breiten Mehrheit der US-Truppen wider, die heute in Afghanistan dienen“.

Jedoch ist dies nicht das erste Mal, dass die Schändung afghanischer Leichen durch ausländische Soldaten bekannt wird. Erst im Januar war ein Video im Internet publik geworden, in dem US-Soldaten auf die Körper toter Taliban urinieren. Und es ist nicht der einzige katastrophale Vorfall in den vergangenen Monaten, den die amerikanische Armee zu verantworten hat. Im Februar löste die Verbrennung mehrerer Exemplare des Koran durch US-Streitkräfte schwere Unruhen mit mindestens 30 Toten aus, im März ermordete ein amerikanischer Soldat 17 afghanische Zivilisten, darunter Frauen und Kinder. Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass eine Gruppe US-Soldaten unbewaffnete Zivilisten ermordet und verstümmelt hatte.

Die Soldaten, die auf den nun bekannt gewordenen Fotos posieren, waren offenbar einmal in eine Leichenhalle und ein anderes Mal in eine Polizeistation geschickt worden, um mutmaßliche Attentäter über Iris-Scan und Fingerabdrücke zu identifizieren. Alle Soldaten hätten Freunde gehabt, die durch Selbstmordanschläge oder Bombenattentate getötet oder verwundet worden seien, zitierte die „LA-Times“ ihren Informanten. „Die waren frustriert und sauer“, sagt der Soldat, der anonym bleiben will. „Und dann haben sie eben gefeiert.“ Nach Angaben der Website „icasualities.com“ hat die 3500-Mann starke Brigade im Jahr 2010 insgesamt 35 Soldaten verloren, mindestens 23 davon durch entsprechende Anschläge. Die Armee habe darum gebeten, die Fotos nicht zu veröffentlichen, schreibt die „LA-Times“. Man habe sich aber dazu entschieden, eine kleine Auswahl zu zeigen, um über „alle Aspekte der amerikanischen Mission in Afghanistan“ zu berichten.

In Afghanistan war am Mittwoch die Nachricht von der Veröffentlichung der Bilder und der Leichenschändung noch nicht publik geworden. Offenbar sind einige der Fallschirmjäger, die 2010 in der Brigade dienten, seit Februar eben dort wieder im Einsatz.

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