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US-Vorwahl: Sieg zur Halbzeit für Mitt Romney

Mitt Romney ist die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner sicher – und Obama stellt sich auf den neuen Gegner ein.

Mitt Romney hat alle drei Vorwahlen in der Nacht zu Mittwoch gewonnen: in der Hauptstadt Washington DC, in Maryland und in Wisconsin. Die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten ist ihm nicht mehr zu nehmen. Nach gut der Hälfte der Vorwahlen hat er sich mehr als die Hälfte der 1144 Delegiertenstimmen gesichert, die er beim Parteitag Ende August benötigt. Nach Zählung des renommierten Internetportals „Realclearpolitics“ hat er nun 652 Delegierte. Der Nächstplatzierte Rick Santorum kommt nicht einmal auf halb so viele, 269.

Die nächsten Vorwahlen sind am 24. April in fünf Staaten. Santorum hofft auf einen Sieg in seinem Heimatstaat Pennsylvania, hat seinen Vorsprung in den Umfragen dort aber verloren. In Connecticut, Delaware, New York und Rhode Island liegt Romney in Führung. Die meisten Republikaner glauben, das Rennen sei entschieden. Nun sei es Zeit, sich hinter Romney zu stellen und geeint in die Hauptwahl gegen Barack Obama zu ziehen, sagen einflussreiche Konservative.

Zu ihnen gehört der Abgeordnete Paul Ryan, der mächtige Vorsitzende des Haushaltsausschusses. Der 42-Jährige ist ein nationaler Jungstar und genießt große Sympathien in Tea-Party-Kreisen, die Romney weiter mit Distanz betrachten. Sein Name steht für die Sparpläne („Ryan-Budget“), mit denen die Republikaner die Staatsfinanzen sanieren wollen. In Wisconsin ist er der Lokalmatador und gab den Einpeitscher, bevor ein überglücklicher und selbstsicherer Romney bei der Siegesfeier in Milwaukee ans Mikrofon trat. Romney machte Scherze, dass ihn ausnahmsweise nicht seine Frau Ann vorstelle. Ryan werde ihren Platz an seiner Seite nicht auf Dauer einnehmen.

Für eine Rede, die den Entscheidungsmoment der Kandidatenkür markieren sollte, sprach Romney zu wenig staatsmännisch und flüchtete sich in unnötig scharfe Polemik gegen Obama. Der Präsident glaube wohl wirklich, dass er gute Arbeit leiste, spottete er. Er verbringe zu viel Zeit an Bord seines Flugzeugs „Airforce One“ und habe den Kontakt zur Wirklichkeit verloren. Obamas historische Leistung bestehe darin, dass Amerika unter ihm mehr Arbeitsplätze verloren habe als je zuvor seit der Großen Depression.

Besser haften bleiben wird der auf den Tag gemünzte machtpolitische Kernsatz der Rede. Romney verwandelte ihn kurz, knapp und kaltblütig wie ein nervenstarker Schütze den Elfmeter. „I won them all!“ Wer will seinen Griff nach der Kandidatur nach dem jüngsten 3:0-Erfolg noch stoppen? Und wie soll das vor sich gehen?

Rick Santorum blieb nichts als Durchhalteparolen

Rick Santorum blieb angesichts der Macht der Zahlen nicht viel mehr als Durchhalteparolen. „Es ist erst Halbzeit“, versicherte er. Niemand dürfe das Rennen für beendet erklären, wenn erst die Hälfte der Wähler um ihre Meinung gefragt worden sei. Jeder Interessierte kann jedoch die Delegiertenstatistik lesen und seine Schlüsse aus dem Verlauf der bisherigen Vorwahlen für die noch ausstehenden Abstimmungen ziehen. Wenn Santorum in der ersten Halbzeit nicht einmal halb so erfolgreich war wie Romney, wie will er das Blatt in der zweiten Halbzeit wenden? Dafür müsste er die verbleibenden Vorwahlen im Schnitt mit über 70 Prozent gewinnen. Das ist zwar rein theoretisch und rechnerisch denkbar, aber in der politischen Praxis unmöglich.

Die politische Geografie verschärft Santorums Dilemma. In den meisten ausstehenden Staaten sind Romney-Siege hoch wahrscheinlich, das gilt besonders für so delegiertenreiche Staaten wie New York und Kalifornien. Romney ist zudem besser organisiert und hat ungleich mehr Geld für die teure Fernsehwerbung.

Santorum griff zu historischem Pathos. Auch im Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien habe es Phasen gegeben, wo der Sieg der Kolonialisten unrealistisch erschien. Doch dann setzte General Washington im Winter 1776 mit seinen Truppen über den Delaware, überraschte den Feind und entschied das Schicksal der amerikanischen Revolution. An Ronald Reagan hätten 1976 ebenfalls zu wenige glauben wollen, weil er zu konservativ erschien, bog sich Santorum eine angebliche Parallele für seine Zwecke zurecht. Die Republikaner stellten statt Reagan einen Moderaten auf – und verloren die Präsidentschaftswahl gegen den Demokraten Jimmy Carter. Erst als sie 1980 ihren Fehler korrigierten und Reagan nominierten, eroberten sie das Weiße Haus. Tatsächlich trat 1976 Präsident Gerald Ford für die Republikaner an und verlor gegen Carter, weil der Watergate-Skandal auf den Konservativen lastete.

So wie General Washington 1776 und Ronald Reagan 1980 könne er die Republikaner zum Sieg führen, versprach Santorum. Mit einem Moderaten an der Spitze – gemeint war Romney – werde die Partei gegen Obama unterliegen. Mit Siegen in Pennsylvania Ende April und in Texas Ende Mai will er das Blatt wenden.

Die meisten US-Medien urteilen, das Rennen sei gelaufen. Romney wird Kandidat der Republikaner. Auch Präsident Barack Obama hat sich ganz auf Romney eingestellt. Während die Republikaner über den Wunschkandidaten abstimmten, hielt er eine Rede, in der er Romney als kalten Manager ohne Gefühl für die Alltagssorgen der Amerikaner hinstellte.

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