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Obama

© AFP

US-Vorwahlkampf: Streit über Obamas Sympathiewerte

Die Ergebnisse von zwei namhaften Meinungsforschungsinstituten ließen in den vergangenen Tagen aufhorchen: Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten sahen sie Obama hinter Clinton. Als Grund wurde die breite öffentliche Debatte über radikale Äußerungen seines Pfarrers Jeremiah Wright genannt. Alle anderen Demoskopen sehen Obama jedoch unverändert vorne.

In den USA sorgen die Umfragen von zwei namhaften Meinungsforschungsinstituten für Aufsehen. Erst Zogby und nun Gallup sagen, sie hätten in den jüngsten Tagen einen Absturz des schwarzen Präsidentschaftsbewerbers Barack Obama gemessen. Am Donnerstag publizierte Gallup eine „Tracking“-Umfrage. Demnach habe Obamas Rivalin Hillary Clinton Mitte März erstmals seit Februar wieder die Führung in der Umfrage übernommen, wer Präsidentschaftskandidat der Demokraten werden soll. Clinton führt nach Gallup-Erhebungen zwischen dem 16. und 18. März mit sieben Prozentpunkten (49 zu 42) – und bei den Interviews, die zwischen dem 17. und 19. März geführt wurden, mit fünf Prozentpunkten (48 zu 43).

Einen Tag zuvor hatte Zogby ebenfalls einen Absturz Obamas konstatiert. Diese Zogby-Umfrage, die auf fünf Tage alten Erhebungen zwischen dem 13. und 14. März beruht, sah Obama freilich in Führung, mit 47 zu 44 vor Clinton. Sie verglich jedoch diese Werte mit ihren eigenen Februarzahlen. Und damals hatte Obama mit 14 Prozentpunkten vorn gelegen. Der behauptete Absturz bezog sich hier darauf, dass Obamas Vorsprung kleiner geworden sei.

Wenn die gemessene Entwicklung stimmt, dann wäre sie hochbrisant. Clinton liegt im Rennen zurück und hat bei der Vorwahl am 22. April in Pennsylvania die wohl letzte Chance, Obama die Kandidatur zu nehmen. Doch die Gallup- und Zogby-Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Es gäbe zwar einen plausiblen Grund für Obamas Probleme, aber die Mehrzahl der Institute sieht ihn unverändert vorn, mit bis zu sieben Prozentpunkten.

Medien loben Obamas Grundsatzrede

Gallup und Zogby erklären den Verfall der Obama-Werte mit der breiten öffentlichen Debatte über radikale Äußerungen seines Pfarrers Jeremiah Wright. Seit Tagen veröffentlichen US-Medien Auszüge aus Wright-Predigten. Der hatte 2003 zum Beispiel gepredigt: „God damn America!“, in Umkehrung des Segens „God bless America!“ Die Predigt war eine Anklage der US-Regierung. Sie verführe junge Afroamerikaner zu Drogen, kriminalisiere sie durch eine rassistische Gesetzgebung und baue als einzige Antwort auf deren Straffälligkeit größere Gefängnisse. Im September 2001, kurz nach dem Terrorangriff auf die USA, hatte Wright auch gesagt, Amerika trage eine Mitschuld an der Tragödie. „Wir haben Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki geworfen. Wir haben weit mehr Menschen getötet als die paar tausend in New York. Amerika wird von seinen Taten eingeholt.“ Solche Zitate entsprechen zwar dem üblichen Gedankengang schwarzer Befreiungstheologie. Aber als politische Slogans sind sie für weiße Wähler eine Provokation.

Es ist umstritten, wie viel Schaden die Debatte um Wright für Obama bedeutet. Gallup ist das einzige Institut, das behauptet, sie habe ihn die Führung gekostet. Die Mehrzahl der Demoskopen sah Obama auch auf dem Höhepunkt der Debatte klar in Führung vor Clinton.

Das Hauptproblem mit den von Zogby und Gallup gemessenen Umfragen jedoch ist: Sie sind sehr wahrscheinlich bereits wieder überholt. Angesichts der öffentlichen Debatte um die Wright-Äußerungen hatte Obama am Dienstag, 18. März, eine Grundsatzrede zu Rassismus und zur schwarzen Befreiungstheologie gehalten. Er machte klar, dass er Wright als Pfarrer schätze, seine politischen Botschaften aber ablehne.

Diese Rede wurde von den US-Medien hoch gelobt. Die Mittwoch-Zeitungen kommentierten, Obama habe eine sehr überzeugende Antwort gegeben. Die jetzt veröffentlichten Umfragen können diese positive Wende nicht berücksichtigen, dafür wurden sie zu früh geführt.

In der Summe spricht bisher nichts – mit Ausnahme der Gallup-Umfrage – dafür, dass die Wright-Debatte Obama die Führung gekostet und Clinton an die Spitze katapultiert habe. Alle anderen Demoskopen sehen Obama vorne. Mit umso mehr Spannung darf man nun auf die Umfragen warten, die den Effekt der Obama-Rede abbilden.

Die aktuellen Umfragen im Vergleich: www.realclearpolitics.com

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