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US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump

© AFP

US-Wahlkampf: Forderte Trump Schüsse auf Clinton?

Hat US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump zu Schüssen auf Hillary Clinton aufgerufen? Jüngste Wahlkampfaussagen legen das nahe. Steinmeier wird beim Gedanken an einen Präsidenten Trump derweil „echt bange“.

Nach einer Serie von Ausfällen gegen Frauen, Einwanderer und Muslime steht US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump jetzt im Verdacht, Gewalttaten gegen seine Rivalin Hillary Clinton zu befürworten. Bei einem Auftritt in Wilmington im Bundesstaat North Carolina sagte Trump, die „Leute des Zweiten Verfassungszusatzes“ könnten möglicherweise etwas gegen Clinton unternehmen. Der Zusatz gibt den Amerikanern das Recht, eine Waffe zu tragen. Trump wies Vorwürfe zurück, zu Gewalt gegen Clinton aufgerufen zu haben. Dennoch warnten Kritiker, militante Clinton-Gegner könnten sich ermutigt fühlen.

In Wilmington sprach Trump über die Vollmachten einer Präsidentin Clinton, die nach einem Wahlerfolg bei der Besetzung eines vakanten Richterpostens beim Verfassungsgericht große Macht hätte. „Wenn sie ihre Richter auswählen kann, ist nichts mehr zu machen, Leute“, sagte der Milliardär, der Clinton vorwirft, das Recht auf Waffenbesitz abschaffen zu wollen. „Aber die Leute vom Zweiten Verfassungszusatz, vielleicht geht das, ich weiß nicht.“

Trump sagte später, er habe auf die Einigkeit der Waffenliebhaber bei der Stimmabgabe gegen Clinton bei der Wahl am 8. November angespielt und nicht zur Gewalt aufgerufen. Dieser Erklärungsversuch wirkte allerdings nicht sehr überzeugend. So hatte Trump bei seinen Äußerungen eindeutig über die Zeit nach einem möglichen Wahlerfolg Clintons gesprochen – nach der Wahl hätten die Stimmen der Waffenbefürworter keinen Einfluss mehr auf die Richterauswahl in Washington.

Grimassen schneiden sie beide und der amerikanische Wahlkampf ist teuer, laut, bunt und schmutzig. Der Unterschied: ER ist unberechenbar, SIE ist berechenbar.

schreibt NutzerIn AvA58

Clintons Wahlkampfmanager Robby Mook sprach von einer „gefährlichen“ Aussage Trumps. „Jemand, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will, sollte sich unter keinen Umständen für Gewalt aussprechen.“ Dan Gross, Chef eines Verbandes von Waffengegnern, warf Trump vor, zur Ermordung Clintons aufgerufen zu haben.

Die US-Senatorin Elizabeth Warren von den Demokraten sprach auf Twitter von "Todesdrohungen" Trumps gegen Clinton. Clintons Wahlkampfteam nannte die Trumps Äußerung "gefährlich". "Jemand, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will, sollte in keinster Weise Gewalt empfehlen."

Der demokratische Senator Chris Murphy erinnerte Trump daran, dass unter seinen Zuhörern schwerbewaffnete Clinton-Hasser seien. Der Secret Service, der für den Schutz hoher Politiker zuständig ist, erklärte über Twitter, er habe die Aussagen zur Kenntnis genommen; über einen verstärkten Personenschutz für Clinton war zunächst nichts bekannt.

Trumps neuerliche Entgleisung könnte sich zu einem weiteren schweren Rückschlag für seine Präsidentschaftsbewerbung entwickeln. Nur wenige Stunde vor der Rede in Wilmington hatten sich 50 namhafte republikanische Sicherheitspolitiker öffentlich von Trump distanziert.

Auch das Auswärtige Amt kritisierte den US-Präsidentschaftskandidaten erneut scharf. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sei der Meinung, dass einem bei den Aussagen Trumps „echt bange“ um die Entwicklung dieser Welt im Fall eines Wahlsiegs des Milliardärs werden müsse, sagte die stellvertretende Ministeriumssprecherin Sawsan Chebli am Mittwoch in Berlin. Steinmeier sei im US-Wahlkampf nicht neutral. Der Minister selbst hatte Trump in der vergangenen Woche bei einer Wahlkampfveranstaltung in Rostock als „Hassprediger“ bezeichnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dagegen mehrfach betont, sie wolle sich nicht in den US-Wahlkampf einmischen. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer bekräftigte diese Haltung am Mittwoch.

Nachdem Trump mit teilweise rüden und beleidigenden Bemerkungen über Andersdenkende, Frauen, Migranten und Muslime Furore gemacht hatte und seit Ende Juli in den Umfragen immer weiter ins Hintertreffen geraten war, hatten ihn seine Wahlkampfmanager laut Presseberichten zu größerer Disziplin gedrängt. Bei einer Grundsatzrede zur Wirtschaftspolitik am Montag war Trump auffällig ruhig aufgetreten und hatte sich an den vorbereiteten Redetext gehalten. Schon einen Tag später scherte er offenbar aus der verordneten Disziplin wieder aus. In den Umfragen konnte Clinton unterdessen ihren Vorsprung auf Trump weiter ausbauen. Sie liegt nun im Schnitt mindestens acht Prozentpunkte vor dem Immobilienunternehmer.

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