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Haushoher favorit: Mitt Romney.

© AFP

US-Wahlkampf: Romney ist nun Favorit der Republikaner

Nach Mitt Romneys Sieg in Florida dürfte der Gegner Barack Obamas feststehen – doch sein innerparteilicher Hauptgegner Newt Gingrich will noch nicht aufgeben.

Die letzten Wahllokale in Floridas Nordwesten, nahe der Grenze zu Alabama, haben eben erst geschlossen, da steht der Sieger bereits fest: Um 20 Uhr Ortszeit am Dienstagabend verkünden die Sender einen Triumph für Mitt Romney – so groß ist sein Vorsprung laut Wählerbefragungen. Er hat seine innerparteilichen Kontrahenten deklassiert. Zehn Tage nach der auch in ihrer Höhe bitteren Niederlage gegen Newt Gingrich in South Carolina ist Romney nun eindeutiger Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. 46 Prozent Romney, 32 Prozent Gingrich, 13 Prozent Santorum, acht Prozent Paul werden die Bildschirme am Ende der Auszählung verkünden.

Das Gesicht aber, das die Augenzeugen im Ballsaal des Convention Centers in Tampa mit diesem Augenblick des befreienden Jubels verbinden, ist rund und weich und von blonden Locken umrahmt. Nicht der hochgewachsene Geschäftsmann und Ex-Gouverneur von Massachusetts mit den kantigen Gesichtszügen und dem silbergrauen Haar tritt als Triumphator auf die Bühne, sondern Ann Romney, seine Frau. Dicht an dicht stehen die Anhänger, schwenken US-Fähnchen, winken in die Kameras, halten Poster mit dem Wahlkampfslogan „Believe in America“ hoch. Ihre Freude klingt so ohrenbetäubend, dass ein kleiner Enkel der Romneys sich mit ängstlichem Blick die Ohren zuhält, als sich Ann und der Familientross einen Weg durch die Menge zum Mikrofon bahnen.

„Danke, Florida“, ruft sie mit sanfter Stimme. Ihre Augen strahlen, ihrem gelösten Blick lässt sich noch immer die Anspannung der letzten Tage entnehmen. Zügig möchte sie die Danksagungen an die wichtigsten Unterstützer loswerden und bittet darum, sie nicht durch Beifall zu unterbrechen, sondern allen am Ende einen gemeinsamen Applaus zu spenden – vergeblich. „Ihr hört nicht auf mich“, beschwert sie sich in gespielter Empörung. Dann darf sie ihren Helden auf die Bühne bitten: „den Vater meiner fünf Söhne, den Großvater unserer 16 Enkel“ – lange Spannungspause – „und den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten.“ Mitt Romney setzt einen versöhnlichen Ton an. Er verliert kein böses Wort über die Rivalen, obwohl sie sich eben noch eine abschreckende Verleumdungsschlacht mit ehrabschneidenden Wahlkampfvideos geliefert haben. Er gratuliert ihnen zu dem „großartigen Kampf“. Wer meine, dass die harte Auseinandersetzung die Republikaner spalten werde, der irre sich. „Wir werden am Ende geeint gegen Obama antreten.“

Wer ihm zuhört, muss den Eindruck gewinnen, die Kandidatenfrage sei nun entschieden. „Ich stehe bereit, um die Partei und das Land zu führen.“ Immer wieder branden „Mitt, Mitt“-Sprechchöre auf. Unter Obama „haben mehr Leute ihren Job und mehr Bürger ihre Häuser verloren als unter jedem anderen Präsidenten“, behauptet er. „Unter mir endet die Ära Obama und beginnt eine neue Epoche, in der Amerika blüht.“ Obama wolle den Staat ausbauen und noch mehr Schulden machen. „Ich werde die Regierung verkleinern und den Schuldenberg abbauen.“ Wie schon so oft in seinen Reden muss Europa auch an diesem Abend als Prügelknabe herhalten. Er stehe für „das Beste“ an Amerika, Obama für „das Allerschlimmste, zu dem Europa geworden ist“. Sind das die richtigen Worte für die engsten Verbündeten der USA?

Auch an diesem Abend haben Romneys Presseleute den Korrespondenten ausländischer Medien den Zugang zur Siegesfeier verweigert – wie bei den bisherigen Vorwahlen. Sie bitten um Verständnis dafür, dass der Ballsaal zu klein sei und sie „lokalen Medien“ den Vorrang einräumen. Ausländer dürfen sich im provisorischen Presseraum die CNN-Übertragung anschauen. Manche geben sich als amerikanische Romney-Wähler aus und schmuggeln sich so in den Ballsaal.

Gingrich spricht kurz darauf in Orlando, 150 Kilometer nordwestlich von Tampa. Er wird den Kampf nicht so rasch aufgeben. „46 States to go“ hat er als Parole ausgegeben. Nach vier von 50 Vorwahlen sei noch gar nichts entschieden. Die Mehrheit der Republikaner wolle „den Konservativen Gingrich“ und nicht „den Liberalen Romney“. Rechnerisch ist das Rennen in der Tat offen. Um beim Parteikongress Ende August in Tampa als offizieller Kandidat aufgestellt zu werden, sind 1144 Delegiertenstimmen nötig. Nach den ersten vier Vorwahlen hat Romney sich 84 gesichert, Gingrich 27, Paul zehn und Santorum acht.

Von der Dynamik her läuft nun jedoch alles auf Mitt Romney zu. Im Februar stehen Vorwahlen in Staaten an, die für ihn günstig sind: Nevada mit vielen einflussreichen Mormonen; Michigan, wo Romneys Vater ein beliebter Gouverneur war; Arizona, wo ihn die regionalen Autoritäten ebenfalls unterstützen, darunter Senator John McCain. Der Super Tuesday am 6. März mit Abstimmungen in zehn Staaten wird Gingrichs organisatorische Schwäche zeigen. Er hat es nicht einmal überall auf den Stimmzettel geschafft.

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