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Politik: US-Wahlkrimi: Bushs Team verkündet schon den Sieg

Auch eine Woche nach der Wahl haben die USA noch keinen neuen Präsidenten. Der Ausgang der Stimmenauszählung im entscheidenden Staat Florida ist weiter unklar.

Auch eine Woche nach der Wahl haben die USA noch keinen neuen Präsidenten. Der Ausgang der Stimmenauszählung im entscheidenden Staat Florida ist weiter unklar. Zwar liegt der republikanische Kandidat George W. Bush nach den Ergebnissen der Nachzählung mit 300 Stimmen in Führung, die manuelle Auszählung läuft aber in mehreren Bezirken weiter. Für den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Al Gore hängt wohl alles davon ab, ob auch noch das Ergebnis der Handauszählungen in demokratischen Hochburgen gewertet wird.

Die Innenministerin von Florida, Katherine Harris, gab am Dienstagabend nach Ablauf der offiziellen Frist für die Nachzählung den knappen Vorsprung für Bush bekannt. Sie erklärte aber auch, dass sie die aktualisierten Ergebnisse der manuellen Auszählung in drei Bezirken unter Umständen noch berücksichtigen werde.

Während Gores Anhänger auf die Wertung der noch ausstehenden Nachzählungsergebnisse dringen, sprach Bushs Wahlkampfmanagerin Karen Hughes bereits vom Sieg des texanischen Gouverneurs: "Die Stimmen in Florida sind nun gezählt worden, und Gouverneur Bush hat gewonnen. Sie sind noch einmal gezählt worden, und Gouverneur Bush hat gewonnen. Die Bezirke haben ihre Ergebnisse der Innenministerin gemeldet, und wieder hat Gouverneur Bush gewonnen."

Der Wahlausschuss des Bezirks Palm Beach im US-Bundesstaat Florida verschob unterdessen die umstrittene Neuauszählung von 460 000 Stimmen. Der Wahlausschuss teilte am Mittwoch mit, man wolle zunächst die Entscheidung eines Gerichts in Florida über Klagen von Wählern in dem Bezirk abwarten, deren Stimmen als ungültig gewertet worden seien.

4039 Briefwahl-Stimmzettel

Nach den Resultaten der Nachzählung in allen 67 Wahlbezirken Floridas kam Bush auf 2 910 492 Stimmen, auf Gore entfielen 2 910 192 Stimmen. Die für das endgültige Nachzählungs-Ergebnis ebenfalls entscheidenden Umschläge der Briefwahl müssen spätestens den Poststempel vom 7. November tragen und bis Freitag um Mitternacht (6 Uhr MEZ) eingetroffen sein. Nach Informationen der Zeitung "USA Today" sind in 65 der 67 Bezirke Floridas bislang 4039 Brief-Stimmzettel angekommen. Bei der Wahl 1996 waren es 2300. Bei den vorangegangenen Wahlen hatte die Mehrzahl der Briefwähler in Florida für den Kandidaten der Republikaner gestimmt. Dennoch versprechen sich die Demokraten von der Briefwahl einen Vorteil. Sie hoffen auf die Stimmen der in Israel lebenden US-Bürger, die mit dem jüdischen Kandidaten der Demokraten für das Amt des Vizepräsidenten, Joseph Lieberman, sympathisieren. In Israel sollen 4000 Bürger Floridas leben.

Wie sehr die Situation an den Nerven aller Beteiligten zehrt, zeigte eine Äußerung von Bushs Bruder Jeb, der Gouverneur von Florida ist: "Dies ist wie der siebente Tag einer Geiselnahme", sagt er. Der noch amtierende US-Präsident Bill Clinton versicherte dem Ausland am Mittwoch, dass die Zitterpartei um die Präsidentschaft keine negativen Auswirkungen haben werde. "Die Welt kann ruhig schlafen", sagte Clinton am Rande des Gipfeltreffens des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) in Brunei. Er habe aus dem Ganzen gelernt, "dass wir alle sehr vorsichtig mit Vorhersagen sein sollten. Ich weiß, dass ich sicher voraussagen kann, dass dies mein letzter APEC-Gipfel ist. Ich weiß nur noch nicht, wer nächstes Jahr hier sein wird", sagte Clinton.

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