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Politik: USA bitten die Türkei um Hilfe

Ankara sieht sich nach Differenzen mit Washington bestätigt / Soldaten auch ohne UN-Mandat in den Irak?

Istanbul. Türkische Soldaten sollen schon bald bei der Stabilisierung des Irak helfen. Hohe amerikanische Militärs baten Regierung und Armee in Ankara jetzt um die Entsendung von bis zu 10 000 Mann und erhielten eine grundsätzlich positive Antwort. Eine türkische Einheit erhielt nach Presseberichten bereits den Befehl, sich für den Irak-Einsatz bereitzuhalten. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan betonte, die amerikanische Anforderung zeige, dass die Türkei die „strategische Partnerschaft“ mit den USA gerettet habe. Die USA versprachen Ankara auch, dass sie notfalls militärisch gegen die kurdische Rebellengruppe PKK im Nordirak vorgehen wollen.

Die türkische Regierung wertet die Truppenanforderung als Bestätigung ihrer Politik. Die Türkei habe nach den Krisen der letzten Zeit nicht hitzig, sondern mit kühlem Kopf reagiert, sagte Erdogan. Im März hatte das türkische Parlament die Stationierung von US- Bodentruppen für den Irak-Krieg abgelehnt und damit die USA verärgert. Anfang Juli hatten US-Truppen im Nordirak elf türkische Soldaten vorübergehend gefangen genommen.

Der türkische Außenminister Abdullah Gül will bei einem Besuch in Washington von diesem Dienstag an die Einzelheiten des Einsatzes besprechen. In den vergangenen Tagen hatten der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, General James Jones, und der neue Chef des US- Zentralkommandos, General John Abizaid, in Ankara Gespräche geführt und den türkischen Einsatz erörtert. Es ist das zweite Mal innerhalb eines Jahres, dass die Türkei nach einer US-Militärintervention um Mithilfe gebeten wird: 2002 Jahr hatte die Türkei auf Bitten der USA den Befehl über die Afghanistan-Truppe Isaf übernommen.

Obwohl Erdogans Regierung ihre Bereitschaft zur Truppenentsendung in den Irak bekundete, sind wichtige Details noch unklar. Die Opposition in Ankara fordert, dass die Soldaten nur auf der Grundlage eines UN-Mandats in den Irak geschickt werden dürften; die Regierung hat sich dazu noch nicht eindeutig geäußert. Sie hält offenbar einen Parlamentsbeschluss in Ankara für ausreichend. Nach Deutschland, Frankreich und Indien schloss am Montag auch Pakistan eine Entsendung von Soldaten ohne UN-Mandat aus.

Wenn der Einsatz von einem UN-Mandat abhängig gemacht werden sollte, könnte die Türkei in Erklärungsnöte kommen: Schließlich sind seit Jahren tausende türkische Soldaten ohne jedes internationale Mandat im Norden des Irak stationiert. Die türkische Truppenpräsenz im Nordirak wird sowohl von den Amerikanern als auch von den nordirakischen Kurden kritisiert. Deshalb wird für die anvisierte türkische Beteiligung an einer Stabilisierungstruppe für den Irak ein Einsatz im Großraum Bagdad oder im Süden des Landes erwogen. Im Nordirak seien weitere Türken nicht willkommen, stellte ein Anführer der nordirakischen Kurden, Jalal Talabani, am Montag klar. Auch das Mandat für die türkischen Irak-Truppen ist noch unklar.

Türkischen Presseberichten zufolge will Ankara vermeiden, dass die Soldaten in Gebieten eingesetzt werden, die als Brennpunkte der Spannungen zwischen Irakern und US-Truppen gelten. Die Türken wollten für die USA nicht Militärpolizei spielen, hieß es. Ankara wolle die Soldaten für humanitäre Hilfe eingesetzt sehen.

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