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USA: Millionen-Protest der Einwanderer

In einer riesigen Protestwelle haben in den USA mehr als eine Million Menschen gegen schärfere Einwanderungsgesetze protestiert. Dazu gab es einen eintägigen Kauf- und Konsumstreik.

Washington - In mehr als 50 Städten waren am Montag Hunderttausende auf der Straße, um mehr Rechte für Menschen ohne gültige Papiere in den USA einzufordern. Die Veranstalter hatten zu einem eintägigen Kauf- und Arbeitsstreik aufgerufen. Mit dem "Tag ohne Einwanderer" sollte die Bedeutung der rund elf Millionen illegalen Einwanderer für die US-Wirtschaft unterstrichen werden.

Kundgebungen gab es in Florida und New York, Washington, Chicago, Atlanta, New Orleans, Denver, Phoenix, Las Vegas, San Francisco, Los Angeles und anderen Städten. Der größte Fleischpackbetrieb der Welt, Tyson Foods, schloss im ganzen Land neun Fabriken. Ein Großteil der Mitarbeiter kommt aus Mittel- und Südamerika und viele wollten an den Kundgebungen teilnehmen. Andere Firmen schlossen teilweise oder erlaubten ihren Mitarbeitern aus Solidarität, den Tag den demonstrieren.

In der Umgebung von Washington bliebt in manchen Schulen fast die Hälfte der Einwandererkinder dem Unterricht fern. In Los Angeles sprach Bürgermeister Antonio Villaraignosa von "positiven Protesten", weil alle Kundgebungen nach erstem Augenschein völlig friedlich verliefen.

In Chicago waren mindestens 300.000 Menschen auf der Straße, berichteten Lokalsender unter Berufung auf die Polizei. In Los Angeles wurde die Menge bei zwei Kundgebungen auf mehr als 600.000 Menschen geschätzt. "Volle Rechte für Einwanderer" stand auf Plakaten, teilweise in Spanisch, in Arabisch und anderen Sprachen. Viele Demonstranten schwangen amerikanische Flaggen und spielten über Lautsprecher den Bruce-Springsteen-Song "Born in the USA".

Von den elf Millionen Ausländern ohne gültige Papiere gehen nach Schätzungen des Pew Hispanic Center in Washington 7,2 Millionen einer Arbeit nach, vor allem in der Landwirtschaft und im Baugewerbe. Das entspricht rund 4,9 Prozent der gesamten arbeitenden Bevölkerung. Die Menschen verdienen allerdings wenig und haben keine Rechte. Viele sind nicht krankenversichert.

Die Proteste, die schon Anfang April bei einem Aktionstag mehrere hunderttausend Menschen auf die Straßen gebracht hatten, entzünden sich an Plänen im Kongress, die Einwanderungsgesetze zu verschärfen. Das Repräsentantenhaus sprach sich im Dezember dafür aus, illegale Einwanderer wie Straftäter zu behandeln und abzuschieben. Firmen, die solche Leute beschäftigen und Wohltätigkeitsgruppen, die sie unterstützen, sollen bestraft werden. Der Senat berät noch. Liberale Senatoren wollen illegalen Einwanderern nach Zahlung einer Strafe den Weg zur Einbürgerung ebnen. Präsident George W. Bush hat sich für ein Gastarbeiterprogramm ausgesprochen, das auch Strafen vorsieht, den meisten Illegalen letztlich aber die Chance auf Einbürgerung in Aussicht stellt. (tso/dpa)

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