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Demonstration für die Homo-Ehe vor dem Obersten Gericht der USA.

© AFP

USA: Richter prüfen Kinderrechte in Homo-Ehen

Anhörung zur Verfassungsmäßigkeit von Homo-Ehen vor dem Supreme Court in Washington: Setzen sich die konservativen oder progressiven Richter durch? Einer gibt den Ausschlag.

Amerikas oberste Richter sind gespalten. In den Anhörungen am Dienstag und Mittwoch zur Gültigkeit einer Volksabstimmung in Kalifornien gegen die Homo-Ehe und zum „Defense of Marriage Act“ von 1996, nach dem die Bundesbehörden nur den Bund zwischen einem Mann und einer Frau als Ehe werten dürfen, war die Skepsis der vier konservativen Richter gegen die volle Gleichstellung mit der heterosexuellen Ehe ebenso unüberhörbar wie die Neigung ihrer vier progressiven Kolleginnen und Kollegen zu einer Neubewertung.

Den Ausschlag wird wohl erneut Anthony Kennedy geben. Er scheut offenkundig eine Grundsatzentscheidung, die für alle 50 Staaten gelten soll. Weder schien ihn die Haltung der Befürworter zu überzeugen, dass man die Ehe unabhängig vom Geschlecht sehen müsse, noch das Argument der Gegner, die tradierte Form der Ehe sei ein unverzichtbares Fundament der Gesellschaft – und die Homo-Ehe untergrabe dies. Man habe auf der einen Seite 2000 Jahre Erfahrung mit der Ehe, aber nur wenige Jahre soziologischer Erkenntnisse über homosexuelle Partnerschaften. Das reiche nicht für ein Urteil mit großer Tragweite.

Kennedy fragte nach den Rechten der rund 40 000 Kinder, die in homosexuellen Partnerschaften in Kalifornien aufwachsen. „Die wollen, dass ihre Eltern voll akzeptiert werden und den kompletten rechtlichen Status haben. Die Stimmen dieser Kinder sind wichtig in diesem Fall, meinen Sie nicht?“, fragte er den Anwalt der Gegner, Charles Cooper.

John Roberts, der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, bezweifelte die Begründung der Befürworter, es handele sich um eine verfassungswidrige Diskriminierung, wenn Homosexuelle nicht dieselbe Form der Ehe eingehen dürften wie Heterosexuelle. In Kalifornien könnten Homosexuelle eine eingetragene Lebenspartnerschaft schließen mit denselben Rechten wie in einer Ehe. „Ihnen geht es also nur um den Namen“ der Rechtsform, hielt er deren Anwalt Ted Olson entgegen. Richterin Elena Kagan wandte sich humorvoll gegen das Argument der Gegner, beim Schutz der Ehe gehe es um die Fortpflanzung: Wenn zwei Menschen über 55 heiraten, sei es sehr unwahrscheinlich, dass sie Kinder bekommen. Nach den Anhörungen ist der Tenor der US-Medien: Es sei unwahrscheinlich, dass die Richter eine Grundsatzentscheidung fällen.

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