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Politik: USA sprechen überraschend wieder mit Nordkorea Noch im Januar hatte Bush das Land zur „Achse des Bösen“ gerechnet

Peking. Erstmals seit dem Amtsantritt von Präsident George W.

Peking. Erstmals seit dem Amtsantritt von Präsident George W. Bush hat die US-Regierung hochrangige Gespräche mit Nordkorea geführt. US-Außenminister Colin Powell und sein nordkoreanischer Amtskollege Paek Nam-sun trafen am Mittwoch während der asiatisch-pazifischen Sicherheitskonferenz (Asean) in Brunei zu einer 15-minütigen Unterredung zusammen.

Powell hatte bis zuletzt offen gelassen, ob er sich mit Paek treffen würde. Das international isolierte Nordkorea hatte Washington dann vergangene Woche mit der Ankündigung überrascht, dass es ohne Vorbedingungen zu Gesprächen bereit sei. Powell betonte, dass für die USA bei weiteren Gesprächen mit Pjöngjang die Kontrolle des nordkoreanischen Atomprogramms im Mittelpunkt stehe. Powell habe außerdem von Paek ausdrücklich die Entschuldigung Nordkoreas für den Marinezwischenfall vor einem Monat gefordert, sagte ein US-Sprecher. Nordkoreanische Kriegsschiffe waren Ende Juni in südkoreanische Gewässer eingedrungen und hatten ein südkoreanisches Marineschiff versenkt. Bei dem Seegefecht wurden fünf Südkoreaner und vermutlich über ein Dutzend Nordkoreaner getötet.

Diplomatische Bemühungen anderer Staaten flankierten das Treffen zwischen den USA und Nordkorea. Chinas Außenminister Tang Jiaxuan und dessen japanische Amtskollegin Yoriko Kawaguchi wollten am Mittwoch ebenfalls mit Paek zusammentreffen, Russland Außenminister Igor Iwanow hatte sich bereits am Wochenende in Pjöngjang für Entspannung auf der koreanischen Halbinsel eingesetzt. In einer versöhnlichen Geste reichten sich Paek und der südkoreanische Außenminister Choi Sung-hong vor Beginn der Brunei-Konferenz sogar die Hände. Direkte Gespräche zwischen den beiden Koreas sind jedoch nicht geplant.

Bei seinem Amtsantritt hatte US-Präsident Bush die von der Clinton-Regierung begonnenen Gespräche mit Pjöngjang gestoppt. Im Januar erklärte Bush Nordkorea zu einem Teil der „Achse des Bösen“. Doch offenbar ist Washington nun wieder zu Verhandlungen bereit. Ein Ziel dürfte sein, das 1994 geschlossene Atomabkommen mit Pjöngjang am Leben zu halten. Damals hatten sich die USA, Südkorea und andere Staaten bereit erklärt, in dem unter Energiemangel leidenden Nordkorea zwei Leichtwasser-Atomkraftwerke zu errichten. Im Gegenzug versprach Pjöngjang, auf sein Atomprogramm zu verzichten. In der kommenden Woche soll nun der Grundstein für die beiden Atomkraftwerke gelegt werden.

Eine bessere Beziehung zwischen Washington und Pjöngjang würde auch die Annäherung der beiden koreanischen Staaten anschieben. Nach der Entschuldigung Pjöngjangs für das Seegefecht wollen beide die im Sommer begonnene Gespräche wieder fortsetzten. Ende der Woche werden in dem nordkoreanischen Kumgang-Gebirge Gespräche auf Arbeitsebene stattfinden. Dabei soll eine neue Runde von Ministertreffen vorbereitet werden. Harald Maass

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