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Politik: USA: Verhöre sollen Anschläge verhindern

Mutmaßlicher Chefplaner von Al Qaida in pakistanischer Haft / Kann Terrorist die Ermittler zu bin Laden führen?

Islamaba d/Berlin (rtr/AFP/Ch.B.). Die Verhöre des mutmaßlichen Führungsmitglieds der Extremistengruppe Al Qaida, Scheich Mohammed, dienen Experten zufolge vor allem dazu, Hinweise auf geplante Anschläge der Gruppe zu erhalten. Die Befragungen, auch durch USAgenten, fanden am Montag am dritten Tag in Folge in Pakistan statt.

Es komme darauf an, allen geplanten Attentaten in Europa und den USA zuvorzukommen, die von Mohammed organisiert wurden, sagten der Al-Qaida-Experte Ahmed Rashid und ein ranghoher US-Geheimdienstmann übereinstimmend. Es sei davon auszugehen, dass sich die mit der Organisation dieser Anschläge befassten Terror-Zellen nach der Festnahme Mohammeds darum bemühten, sich aufzuteilen und unterzutauchen.

Terrorismus-Experten halten Mohammed für das „logistische Hirn“ von Al Qaida. Er soll die Einsätze der Gruppe organisiert und neue Kräfte rekrutiert haben. Fachleute warnen aber vor der Einschätzung, dass das Netzwerk um Osama bin Laden durch diese Festnahme entscheidend geschwächt sei. Vielleicht hat man durch den Zugriff einige Großanschläge verhindern können, sagt zum Beispiel Rolf Tophoven. Schon lange gebe es aber autonome Einheiten und Zellen, die ohne vorherigen, unmittelbaren Befehl von oben Anschläge auf so genannte „weiche Ziele“, also etwa auf weniger stark geschützte Einrichtungen, ausführen können. Sicherheitsfachleute sind sich auch nicht sicher, ob Scheich Mohammed die Ermittler wirklich bis zu bin Laden und dessen Stellvertreter Aiman al Zawahiri führen kann.

Pakistans Innenminister Saleh Hayat bekräftigte am Montag, dass Mohammed nach wie vor in pakistanischer Haft ist und bisher noch nicht an die USA übergeben wurde. Dies hatten Medien am Sonntag berichtet. Der mutmaßliche Terrorist war am Samstag Regierungsangaben zufolge mit zwei weiteren möglichen Al-Qaida-Mitgliedern festgenommen worden. Mohammed soll zu den Drahtziehern der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA gehören, bei denen fast 3000 Menschen getötet worden waren.

Der Festgenommene war nach Informationen des philippinischen Geheimdienstes auch in Pläne für ein Attentat auf Papst Johannes Paul II. 1995 bei dessen Besuch in dem asiatischen Land verwickelt. Scheich Mohammed habe zu einer Terroristenzelle um Ramzi Yousef gehört, die den Plan zur Ermordung des Papstes ausgearbeitet habe, berichteten philippinische Zeitungen unter Berufung auf Geheimdienstkreise in Manila. Zudem wird er mit dem Anschlag auf der tunesischen Ferieninsel Djerba in Verbindung gebracht. Ein pakistanischer Chefermittler sagte, möglicherweise habe Mohammed im vorigen Jahr auch den Befehl zur Ermordung des US-Journalisten Daniel Pearl gegeben. Ein Al-Qaida-Terrorkommando soll zudem einen Anschlag auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor im Pazifik geplant haben.

Auf die Spur von Mohammed soll die US-Ermittler der seit September an einem unbekannten Ort inhaftierte mutmaßliche Terrorist Ramzi Binalshibh geführt haben. Die Festnahme des Jemeniten, der als Cheflogistiker der Hamburger Terrorzelle um den Todespiloten Mohammed Atta gilt, habe „den Weg zu Mohammed gewiesen“, wurde ein Mitarbeiter der US-Geheimdienste am Montag von der „Washington Post“ zitiert.

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