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Vatikan: Papst gibt Fehler zu

Papst Benedikt XVI. räumt in einem persönlichen Brief zur umstrittenen Rücknahme der Exkommunikation von vier Pius-Brüdern Fehler ein - und kündigt Konsequenzen an. Zudem beklagt er sich über die Feindseligkeit, die ihm von Katholiken entgegengeschlagen sei.

Nach Angaben des Vatikans vom Mittwoch wird das Schreiben des Papstes an diesem Donnerstag veröffentlicht. Nach Berichten der katholischen Nachrichtenagentur kath.net und der italienischen Zeitung "Il Giornale" vom Mittwoch bekräftigt Benedikt in dem Brief nachdrücklich seinen Willen zur Versöhnung, beklagt aber auch die "Feindseligkeit", die ihm von Katholiken im Streit um die Pius-Bruderschaft und den Holocaust-Leugner entgegengeschlagen sei.

Die Deutsche Bischofskonferenz dankte Benedikt für den "freimütigen Brief", der unter anderem ein Dokument der ehrlichen Rechenschaft gegenüber allen Gläubigen sei. Die Vorabveröffentlichung des Briefes in mehreren Medien basiere allerdings auf einer nichtautorisierten Fassung, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.

Die Rücknahme der Exkommunikation der vier Bischöfe der erzkonservativen Priesterbruderschaft Pius X., darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson, hatte im Februar weltweit Empörung ausgelöst. Im Kreuzfeuer der Kritik stand vor allem die von Kardinal Dario Castrillón Hoyos geleitete Päpstliche Kommission "Ecclesia Dei", die für die Bruderschaft zuständig ist. Dem Schreiben zufolge will Benedikt die Kommission künftig der Glaubenskongregation angliedern. Das könnte eine stärkere Kontrolle ihrer Arbeit bedeuten.

Bedeutung des Internets unterschätzt

Die vielen "doktrinellen Fragen" seien aber noch unbeantwortet, heißt es in der Stellungnahme des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Ihretwegen solle in der Kurie künftig die Glaubenskongregation für die Bruderschaft zuständig sein. Dies ermögliche auch eine bessere Abstimmung im Kardinalskollegium.

In dem von den Medien dokumentierten Schreiben des Papstes heißt es, eine erste "Panne" sei es gewesen, die Bedeutung von Internet unterschätzt zu haben. Man hätte die Ansichten Williamsons rechtzeitig erfahren können, ohne dass die Veröffentlichung in "unvorhergesehener" Weise mit der Teilrehabilitierung zusammengefallen wäre. Der Vatikan müsse daher dem globalen Web mehr Aufmerksamkeit schenken. Zweitens habe man "nur ungenügend erläutert", warum die Exkommunikation der vier Bischöfe zurückgenommen worden sei und was dies bedeute.

Papst dankt jüdischen Freunden

Die Teilrehabilitierung der vier Bischöfe, erklärt der Papst, sei keineswegs eine Anerkennung der erzkonservativen und als antisemitisch kritisierten Priesterbruderschaft Pius X.. Diese setze eine vollständige Akzeptanz des Zweiten Vatikanischen Konzils vonseiten der Traditionalisten voraus. Der Schritt sei vielmehr im Sinne der Einheit der Kirche zu verstehen: So stehe für ihn als Oberhaupt der katholischen Kirche, als "Nachfolger Petrus'", an erster Stelle, "Gott in der Welt präsent zu machen und den Menschen Gott zu erschließen". In einer Welt, "in der Gott immer mehr verschwinde", müsse daher logischerweise die "Einheit der Gläubigen" höchste Priorität haben, bekräftigt Benedikt in seinem Schreiben.

Benedikt bedauert den Dokumentationen zufolge zutiefst, dass all dies "den Frieden zwischen Christen und Juden wie auch den Frieden in der Kirche für einen Augenblick gestört hat". Es betrübe ihn dabei, "dass auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten". Er dankte deshalb den "jüdischen Freunden", die geholfen hätten, das Missverständnis schnell aus der Welt zu schaffen und die Atmosphäre der Freundschaft und des Vertrauens wiederherzustellen. (imo/dpa)

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