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Vergangenheitsbewältigung: Saddam-Anhänger bekommen eine neue Chance

Im Irak ist heute ein Gesetz verabschiedet worden, das die früheren Mitglieder der Baath-Partei von Saddam Hussein wieder stärker in die Gesellschaft eingliedern soll. Kritiker befürchten einen gegenteiligen Effekt.

Das Gesetz zur nationalen Versöhnung, das früheren Baath-Parteimitgliedern wieder Zugang zum Staatsdienst ermöglicht, wurde einstimmig angenommen. Allerdings war mit 143 von 275 Abgeordneten nur gut die Hälfte des Parlaments bei der Abstimmung anwesend. Kritiker des Gesetzes hatten im Gegenzug Entschädigungszahlungen für Opfer des Regimes von Saddam Hussein gefordert.

Das Gesetz über Recht und Transparenz soll allen ehemaligen Anhängern von Saddams Baath-Partei zugute kommen, die keine Verbrechen begangen haben und auch keine Führungspositionen unter Saddam Hussein inne hatten, erklärte der Vorsitzende des parlamentarischen Ausschusses für die sogenannte Entbaathifizierung, Falla Hassan Schanschal. Sie dürften künftig wieder für den öffentlichen Dienst oder für das Militär arbeiten - aber keine leitenden Posten übernehmen. Mitglieder aus dem früheren Führungszirkel der Baath-Partei dürften auch künftig nicht für den Staat arbeiten, hätten aber ein Recht auf eine Rente.

Opfer des Baath-Regimes können nach dem neuen Gesetz künftig vor Sondertribunalen Entschädigungszahlungen fordern. Anhänger von Saddam Husseins Geheimdienst und Baath-Mitglieder, die Verbrechen begangen haben, müssen hingegen mit Strafen rechnen.

"Dieses Gesetz gießt nur Öl ins Feuer"

Vor allem Hardliner unter den Schiiten hatten die Rehabilitierung der zumeist sunnitischen Baath-Mitglieder als gefährlich bezeichnet und zusätzlich Entschädigungszahlungen für Opfer des gewaltsamen Regimes von Saddam Hussein gefordert. Frühere Baath-Anhänger blieben hingegen misstrauisch und erklärten, sie wollten lieber im Verborgenen bleiben. Sie fürchteten Gerichtsverfahren oder sogar Attentate von Opfern, erklärte der frühere Lehrer und Baath-Anhänger Mohammed Sabi. "Dieses Gesetz gießt nur Öl ins Feuer, es hilft nicht bei der Versöhnung", sagte er.

Das Gesetz sollte ursprünglich im März verabschiedet werden. Die US-Regierung hatten das irakische Parlament immer wieder dazu gedrängt. Sie sieht in ihm einen wichtigen Schritt zur nationalen Aussöhnung im Irak. Nach dem Einmarsch der USA in den Irak 2003 hatten zehntausende Mitglieder der Baath-Partei ihren Arbeitsplatz verloren, die meisten von ihnen im öffentlichen Dienst. Vor allem in der sunnitischen Gemeinde schürte dies den Unmut gegen die neue Regierung und die US-geführten Streitkräfte im Land. (feh/AFP)

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