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Vergewaltigungsvorwürfe: Katzav bleibt der Knesset fern

Nachdem die israelische Polizei empfohlen hat, Anklage gegen Staatspräsident Katzav wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung von Frauen zu erheben, blieb dieser der traditionellen Eröffnung des israelischen Parlaments fern.

Jerusalem - Dem israelischen Präsidenten Mosche Katzav drohen wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und sexueller Belästigung zwischen drei und 16 Jahren Haft bei einer Verurteilung. Nach der Empfehlung der israelischen Polizei, Anklage gegen Katzav zu erheben, werde sich die Generalstaatsanwaltschaft in den nächsten drei Wochen zu dem Sachverhalt äußern, berichtete der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Angesichts der Vorwürfe nahm der 61-jährige Likud-Politiker nicht an der Eröffnung der Wintersitzungsperiode des israelischen Parlaments teil.

Die israelische Polizei hatte am Sonntag mitgeteilt, es gebe genügend Beweise für die Eröffnung eines formellen Verfahrens wegen Vergewaltigung, sexueller Belästigung von Frauen und illegaler Abhöraktionen. Insgesamt hatten zehn Frauen Beschuldigungen gegen Katzav erhoben, die während seiner Präsidentschaft und in seiner Zeit als Tourismus-Minister vorgefallen sein sollen. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Mitarbeiterinnen des Präsidialamtes zu sexuellen Beziehungen genötigt zu haben, indem er ihnen Kündigungen androhte.

Katzav spricht von einem Komplott

Katzav bestreitet die Vorwürfe. Er spricht vom Komplott einer "Ganovenbande" und bezichtigte Medien einer Verleumdungskampagne. In einer Mitteilung seines Büros hieß es, der Präsident, der Vater von fünf Kindern ist, sei "überrascht und geschockt" von den Empfehlungen der Polizei.

Katzav habe Parlamentspräsidentin Dalia Jizik für ihre Einladung zur Eröffnung der Wintersitzungsperiode des israelischen Parlaments gedankt, habe diese "mit Blick auf die Umstände" dann aber abgelehnt, berichtete der öffentlich-rechtliche Rundfunk.

Aus Justizkreisen verlautete, Katzav müsse angeklagt werden, auch wenn er von seinem Amt zurücktrete. Der Präsident wurde seit Juli insgesamt fünf Mal von der Polizei verhört. Aus Polizeikreisen hieß es, eine Anklage könne bei drei oder vier Fällen erhoben werden.

Katzav wurde im Juli 2000 vom Parlament überraschend zum neuen israelischen Staatsoberhaupt gewählt. Friedensnobelpreisträger Schimon Peres unterlag ihm als Favorit. Falls Katzav sein Amt aufgeben muss, geht es ihm wie seinem Vorgänger: Eser Weizman trat nach Bestechungsvorwürfen zurück. Im August diesen Jahres musste bereits Justizminister Haim Ramon zurücktreten, weil er eine Soldatin gegen ihren Willen geküsst haben soll. (tso/AFP)

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