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Frank-Walter Steinmeier holte das einzige Direktmandat für die SPD im Osten.

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Verluste von SPD und Linke in den Wahlkreisen: Wirklich stark nur mit Direktmandat

Das ist die Schwäche der SPD und auch der Linken: Viele rote Wahlkreise sind an diesem Sonntag schwarz geworden.

Es war einmal ein breiter Streifen, der zog sich von Deutschlands Westgrenze über den Rhein und das Ruhrgebiet hinein nach Nordhessen und das südliche Niedersachsen, dann über Sachsen-Anhalt und Brandenburg-Berlin bis zur polnischen Grenze. Es war der sozialdemokratische Streifen, dort gewann die SPD viele ihrer Direktmandate, 1998 vor allem, dann auch noch 2005, schon weniger vor vier Jahren (da nahm dafür das Linken-Rot zu) und noch weniger jetzt am Sonntag. Der rote Streifen ist schwer durchsetzt mit schwarzen Flecken – wenig macht das Problem der SPD deutlicher als dieses Kartenbild: Sie kann direkt immer weniger punkten. Und stark, wirklich stark ist eine Partei nur dann, wenn sie viele Direktmandate holt. Im Osten gab es nur ein einziges für die Sozialdemokraten, für Frank-Walter Steinmeier in Brandenburg.

Der Union gelang es am Sonntag, 236 Wahlkreise zu gewinnen – drei Viertel ihrer 311 Mandate sind so mit Direktkandidaten besetzt. Sie stellt damit vier Fünftel der 299 Wahlkreissieger – das war zuletzt 1957 so, als die Union mit Konrad Adenauer an der Spitze die absolute Mehrheit der Stimmen gewann. 236 Direktmandate der Union – das ist eines mehr als bei Helmut Kohls Triumph bei der Einheitswahl 1990. Die 58 Wahlkreismandate der SPD dagegen, nochmals sechs weniger als vor vier Jahren, sind ein schwaches Ergebnis, das es für die SPD zuletzt in den Wahlen von 1953 und 1957 gab, bevor sie echte Volkspartei wurde.

Es hat schon Wirkung: Direkt gewählte Abgeordnete sind Leute, die keine Absicherung über die Liste brauchen, die damit etwas unabhängiger von der Parteiführung sind. Ex-Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) etwa ist das Risiko ohne Listenplatz eingegangen und hat gewonnen. Dagmar Enkelmann von der Linken hat es auch riskiert – und Pech gehabt.

Der Süden der Republik ist nun ein schwarzes Meer, vom Saarland bis Sachsen – Baden-Württemberg und Bayern waren es ja schon länger. Nur Brigitte Zypries in Darmstadt und Gustav Herzog in Kaiserslautern konnten im Süden noch SPD-Direktmandate holen.

Die Linke ist, was Wahlkreissiege angeht, wieder auf den Berliner Osten zurückgeworfen. In allen Ost-Ländern außer Sachsen hatte die Partei vor vier Jahren Direktmandate geholt. Nun sind die alle an die CDU gegangen – Angela Merkel hat ihren Wahlsieg nicht zuletzt auf den Zuwachs im Osten gebaut. Erinnerte Peer Steinbrück dort zu sehr an den „Besser- Wessi“ von einst?

Berlin ist eine Hauptstadt, die für alle etwas übrig hat – Direktmandate gab es für die CDU, die SPD, für Linke und auch wieder für den Grünen Ströbele. Es hätten für die Grünen bundesweit mehr sein können, hätten die Umfragewerte der vergangenen beiden Jahre gehalten werden können. Hätte, hätte … Albert Funk

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