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Politik: Verrostete Panzer, defekte Kampfbomber

In der russischen Armee fehlt das Geld – auch für Rettungsgerät. Nun soll sich das Parlament damit befassen

Moskau - Das glückliche Ende im jüngsten U-Boot-Drama kann nicht über die katastrophale Lage in den meisten Einheiten der russischen Streitkräfte hinwegtäuschen. Panzer verrosten, Kampfbomber müssen am Boden bleiben, und die U-Boote schaffen es nicht mehr in den sicheren Hafen. „Wir müssen endlich mehr Geld investieren, damit sich solche Tragödien nicht wiederholen“, fordert der Parlamentsabgeordnete Viktor Iljuchin, der die patriotische „Bewegung zur Unterstützung der Armee“ anführt.

Mit der Erfolgsmeldung, das Militärbudget im Vorjahr um acht Prozent erhöht zu haben, erntete die Moskauer Regierung bei russischen Experten nur ein müdes Lächeln. Nach Schätzungen machen die Militärausgaben nur ein Dreißigstel des US-Verteidigungsbudgets aus. Dabei sind die Armeen von der Personalstärke beinahe gleich groß. Besonders unter den etwa 400000 russischen Offizieren ist Unmut weit verbreitet.

Viele Luftwaffenpiloten müssten von monatlich 4500 Rubel (knapp 150 Euro) ihre Familien ernähren, klagte der Kommandeur der Luftstreitkräfte, General Wladimir Michailow. Selbst Offiziere mit Kriegserfahrung in Afghanistan oder Tschetschenien verdienen weniger als Wehrpflichtige in Nato-Ländern.

Bereits vor fünf Jahren hatte der Untergang des Atom-U-Boots „Kursk“ in der Barentssee die erschütternden Zustände in der russischen Marine offenbart. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von der U-Boot-Basis Widjajewo, wo die Familien der Offiziere in heruntergekommenen Etagenwohnungen hausen mussten.

Die unter Präsident Wladimir Putin deutlich gestiegene Korruption macht auch vor den Kasernentoren nicht halt. Ein Millionengeschäft ist beispielsweise mit Attesten und Gutachten zu machen, die jungen Männern den Wehrdienst ersparen. Schätzungsweise 300 Millionen Euro steckten sich 2004 die Beamten und Offiziere in den Einberufungsbehörden in die eigene Tasche, wie die russische Anti-Korruptions-Stiftung Indem im Juli mitteilte.

Stefan Voß[dpa]

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