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Papst

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Versöhnung: Papst will nach Israel

Papst Benedikt XVI. wendet sich von neuem strikt gegen jede Leugnung des Holocaust. Gleichzeitig kündigte er offiziell seine geplante Reise in das Heilige Land an.

Vor einer Delegation amerikanischer Juden verurteilte der Papst am Donnerstag ausdrücklich auch ein Herunterspielen der Judenvernichtung. "Dieses fürchterliche Kapitel in unserer Geschichte darf nie in Vergessenheit geraten", sagte der Papst, der wegen der Teilrehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson in den vergangenen Wochen weltweit Empörung ausgelöst hatte. "Der Hass und die Verachtung für Menschen, Frauen und Kinder, wie sie der Holocaust deutlich gemacht hat, waren ein Verbrechen gegen Gott und gegen die Menschheit", sagte Benedikt.

Mit Benedikts Ankündigung ist seine Reise ins Heilige Land offiziell. Nach früheren Berichten wird sie für Mai vorbereitet. "Dieses Land ist heilig für Christen wie für Juden, denn dort finden wir die Wurzeln unseres Glaubens", sagte der Papst. Die Vertreter amerikanischer Juden begrüßten ausdrücklich Benedikts Reisepläne.

Katholische Kirche in der Pflicht

Die katholische Kirche ist nach Benedikts Worten zutiefst und unwiderruflich in der Pflicht, jeden Antisemitismus zurückzuweisen und weiter an guten und dauerhaften Beziehungen zwischen Christen und Juden zu arbeiten. "Die 2000-jährige Geschichte der Beziehungen zwischen Judaismus und Christentum hat viele verschiedene Etappen durchlaufen, von denen uns einige in schmerzvoller Erinnerung sind", sagte Benedikt vor der Delegation von Vertretern führender jüdischer Organisationen in den USA. Jetzt sei es allerdings möglich, sich "im Geist der Versöhnung" zu treffen. "Wie dürfen nicht zulassen, dass zurückliegende Schwierigkeiten uns davon abhalten, dass wir uns in Freundschaft die Hand entgegenstrecken", mahnte er. Es gebe aber wohl keine Familie, in der es nicht auch zu Spannungen kommen könne.

Benedikt stellte sich nachdrücklich auch hinter das Zweite Vatikanische Konzil, das in seiner Öffnung zum Judentum einen "Meilenstein auf dem Weg zur Versöhnung" markiert habe. Dieses Reformkonzil (1962-1965) wird von den Traditionalisten der Pius-Bruderschaft abgelehnt, zu der auch der Holocaust-Leugner Williamson gehört. Die Konzilserklärung "Nostra Aetate" über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nicht-christlichen Religionen habe klar die Grundlagen für die Beziehungen zu den Juden geliefert, sagte der Papst. Der Vatikan hatte Williamson aufgefordert, die Holocaust-Leugnung zu widerrufen. Benedikt hatte die vier teilrehabilitierten Bischöfe der Traditionalisten aufgerufen, sich zu diesem Reformkonzil zu bekennen.

Die Präsidenten der Konferenz größerer amerikanisch-jüdischer Organisationen forderten Benedikt auf, sich auch weiterhin gegen jede Form des Antisemitismus auszusprechen. Sie bedankten sich für die vom Papst ausgedrückte Solidarität mit den Juden und verwiesen auf wieder angestiegene antisemitische Gewalt. Die Beziehungen zwischen Juden und Katholiken stehen mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auf festem Boden und können "gelegentliche Rückschläge" verkraften. (mpr/dpa)

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