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Politik: Verständnis für bin Laden?

Rom. Italiens auflagenstärkste Tageszeitung, die in Mailand erscheindende "Corriere della sera", hat am Montag ihre Leser mit den Ergebnissen einer Umfrage überrascht.

Rom. Italiens auflagenstärkste Tageszeitung, die in Mailand erscheindende "Corriere della sera", hat am Montag ihre Leser mit den Ergebnissen einer Umfrage überrascht. Es wurde tatsächlich nachgefragt, ob die Italiener Sympathien für Osma bin Laden haben. Die exakte Frage lautete: "Bin Laden hat die Attentate in den USA damit gerechtfertigt, dass dieser Staat seinerseits weltweit Gewalt gesät hat, auch gegen arabische Bevölkerungen; stimmen Sie mit dieser Behauptung überein?". Renato Mannheimer, Italiens "Umfragenpapst", ging davon aus, dass sich eine satte Mehrheit gegen diese Aussage aussprechen werde. Umso erstaunter zeigte er sich später: Ganze 26 Prozent der Befragten stimmten der Behauptung zu.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Themenschwerpunkte: Gegenschlag - Afghanistan - Bin Laden - Islam - Fahndung Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Diese Zahl setzt sich laut Mannheimer wie folgt zusammen: für 19 Prozent enthält die Behauptung "richtige Elemente", 6 Prozent glauben, dass sie "so gut wie richtig" sei und immerhin ein Prozent meint, dass der Satz "vollkommen der Wahrheit" entspreche. Von allen Befragten gaben 27 Prozent an, dass sie die Behauptung für falsch halten. Immerhin 22 Prozent lehnen sie ab, aber nicht hundertprozentig. Die restlichen 25 Prozent zeigten sich unentschieden.

36 Prozent derjenigen, die mehr oder weniger bin Laden berechtigte Gründe für sein Terror als Reaktion auf die als negativ bezeichnete Außenpolitik der USA zugestehen, bezeichneten sich als Linksdemokraten. 30 Prozent gaben an, dass man sich "eher Mitte-links fühlt". 23 Prozent bezeichneten sich als "politische Mitte" und immerhin 34 Prozent gaben sich als Mitte-Rechts-Sympathisanten zu erkennen. Die Mehrheit der Befürworter der Behauptung über bin Ladens Beweggründe besitzt kein Universitätsdiplom und ist zwischen 50 und 60 Jahre alt.

Ida Magli, Italiens angesehenste Kulturanthropologin, wundert sich nicht über das Umfragenergebnis. "Der Antiamerikanismus ist in Italien nach wie vor ein Phänomen, das sich nicht nur auf die Linken beschränkt". Francesco Rutelli, Chef der Mitte-Links-Opposition, meint hingegen, die Menschen hätten "sicherlich die Fragen nicht richtig" verstanden.

Thomas Migge

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