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Politik: Versuch, ein Weltproblem zu lösen

Von Harald Martenstein

Eigentlich würde ich lieber über Schröder schreiben. Gerhard Schröder ist ein netter Kerl, dachte ich immer. Aber mit jedem Russen, der zufällig ein Putin-Gegner ist und der zufällig ermordet wird, wird Schröders geschäftliche Liaison mit dem Halbdespoten Putin unappetitlicher. Kann Schröder nicht bei Gasprom kündigen und stattdessen in der Firma von Berlusconi anheuern? Berlusconi ist, wenn stimmt, was in der Zeitung steht, ein Gauner, aber die meisten seiner Gegner leben immerhin noch. Es wäre also ein moralischer Fortschritt.

Leider zwingt mich Jeffrey Gedmin, der Direktor des Berliner Aspen-Instituts, schon wieder auf das Thema Irak zurückzukommen. Mr. Gedmin, Mitglied im immer exklusiveren Klub der George-Bush-Versteher, hat von mir öffentlich ein Rezept zur Lösung der Irakkrise verlangt. Das Gleiche – eine Lösung zu finden – versucht zurzeit eine Kommission, die von James Baker geleitet wird, dem Ex-Außenminister. Baker sagt, dass man mit den Bösen reden sollte, also mit dem Iran und mit Syrien, statt gegen die Bösen Krieg zu führen. Moment mal – das klingt ja fast so wie das, was diese deutschen Weicheier und Deserteure immer sagen. Aber was ist mit Hitler? Die Bush-Fans behaupten ja, dass man Hitlers schlimmste Untaten hätte verhindern können, wenn man schon 1938 Krieg gegen Hitler geführt hätte (stimmt), und dass man deswegen heute gegen jeden Diktator jedes Klein- und Mittelstaates Krieg führen sollte, vorausgesetzt, er ist für die USA nicht nützlich und er hat keine Atomwaffen (völliger Blödsinn).

Gedmin hat selber einen Lösungsvorschlag: „Wir benötigen vor Ort“, also im Irak, „weitaus mehr Truppen.“ Okay, Mr. Gedmin, Sie kriegen ihre Lösung: Führt in den USA die allgemeine Wehrpflicht wieder ein. Dann hättet ihr genug Soldaten, die ihr verheizen könntet, und müsstet nicht eure Verbündeten um ihre Söhne und Töchter bitten. Ich bin mir allerdings sicher, dass die Einführung der Wehrpflicht einen sofortigen Kurswechsel der amerikanischen Politik zur Folge hätte, hin zu mehr Vernunft und Verhandlungsgeschick. Denn dann ist es ja nicht mehr die chancenlose Unterschichtjugend aus den Vorstädten, die im Krieg ihren Kopf hinhalten muss, dann müsste jeder ran, auch der Sohn des Herrn Senators, vielleicht sogar Ihrer, Mr. Gedmin, falls Sie einen haben. Ich jedenfalls habe einen. Ja, das ist meine Lösung, der Baker-Martenstein-Plan: Führt die Wehrpflicht ein, und redet mit den Bösen.

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