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Politik: Vertreter von Stasi-Opfern unter Verdacht Verbandschef soll Kinder sexuell missbraucht haben

Berlin - Der Stasi-Opfer-Verband VOS (Vereinigung der ehemaligen politischen Häftlinge in der DDR – Opfer des Stalinismus) hat sich wegen am Freitag bekannt gewordener Missbrauchsvorwürfe von ihrem früheren Vizevorsitzenden Carl- Wolfgang H. distanziert.

Berlin - Der Stasi-Opfer-Verband VOS (Vereinigung der ehemaligen politischen Häftlinge in der DDR – Opfer des Stalinismus) hat sich wegen am Freitag bekannt gewordener Missbrauchsvorwürfe von ihrem früheren Vizevorsitzenden Carl- Wolfgang H. distanziert. Der Bundesvorsitzende der VOS, Johannes Rink, forderte H. auf, zu dem durch einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bekannt gewordenen Vorwurf Stellung zu nehmen, er habe seine Kinder „als Minderjährige in massiver Form über einen längeren Zeitraum hinweg sexuell missbraucht“. So zitierte die Zeitung aus einem Gerichtsurteil, das noch nicht rechtskräftig ist.

H., der auch Vorsitzender der „Vereinigung 17. Juni 1953“ ist, wies die Vorwürfe am Freitag als „nicht zutreffend“ zurück. Eine genauere Stellungnahme lehnte er aber ab. Er befinde sich in Verhandlungen mit einem großen Medienkonzern, um dort für viel Geld seine exklusive Darstellung der Dinge zu veröffentlichen, sagte H. dem Tagesspiegel. Das Geld benötige er, um einen zweiten Anwalt zu bezahlen, der ihn in der Sache vertrete. H.s jetziger Anwalt Christian Wowra sagte, die Vorwürfe seien „seit Jahren bekannt“ und kämen „immer wieder nach oben“, wenn jemand H. schaden wolle. Es sei „kein Zufall“, dass der Vorgang jetzt öffentlich werde: Im April will der Verein der Stalinismus-Opfer, der H. im Januar wegen „satzungswidrigen Verhaltens“ ausgeschlossen hatte, über die Beschwerde des 65-Jährigen gegen seinen Rauswurf entscheiden.

Der Geschäftsführer der von H. geleiteten „Vereinigung 17. Juni 1953“, André Rührig, sagte dem Tagesspiegel, H. habe früher bereits angedeutet, dass es aus seiner Familie derartige Vorwürfe gebe. Daraufhin habe H. aber „glaubwürdig erklärt“, dass das nicht wahr sei. „Sollten sich die Vorwürfe jetzt erhärten, dann ist die Vereinigung tot“, sagte Geschäftsführer Rührig. Dann könne die Vereinigung sich kaum noch glaubwürdig für die Opfer von Stasi und DDR-Willkür einsetzen.

H. war kürzlich durch eine spektakuläre Aktion international in den Medien: Der frühere Stasi-Häftling ließ sich 20 Jahre nach dem Mauerfall für eine Woche im ehemaligen Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen einschließen. Die Aktion, die H. wegen persönlicher Probleme vorzeitig abbrach, wurde live im Internet übertragen. Im vergangenen Jahr hatte H., der unter früheren Mitstreitern als persönlich sehr schwierig gilt, außerdem Strafanzeige gegen den früheren West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras wegen dessen Stasi-Mitarbeit gestellt. Lars von Törne

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