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Verwahrlosung: Datenschutz vor Kinderschutz?

In der Diskussion um ein Frühwarnsystem für misshandelte Kinder kritisiert die Deutsche Kinderhilfe Direkt den fehlenden Datenaustausch zwischen den Behörden. Der Verein fordert eine grundlegende Reform des Kinder- und Jugendhilfesystems.

Berlin - Die Vorschläge für ein Frühwarnsystem seien für sich genommen richtig, sagte Vorstandsvorsitzender Georg Ehrmann. Doch dies sei nur ein Baustein. Der Fokus liege derzeit darauf, die misshandelten Kinder zu erkennen. Dann fehle jedoch eine Verzahnung der nachfolgenden Maßnahmen. Das Hilfesystem sei gescheitert und müsse mit einer grundlegenden Reform neu aufgestellt werden.

Der Verein fordert einen von Bund, Land und Kommunen gemeinsam organisierten Kindergipfel. Zudem dürfe das Geld im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe nicht mehr nach dem "Gießkannenprinzip" verteilt werden, verlangte Ehrmann.

Mehr Verantwortung für Gesundheitsdienste

Aus Sicht des Direktors der Kinder- und Jugendklinik Berlin-Neukölln, Rainer Rossi, müssen die Gesundheitsdienste "gezielt in die Problemfamilien gehen". Eltern, die ihre Kinder misshandelten, gingen meist nicht zu Vorsorgeuntersuchungen oder Impfterminen. Leila Moysich vom Sternipark Hamburg forderte, Vormundschaften in erster Linie an Privatpersonen zu vergeben. Ein Jugendamtsmitarbeiter, der die Amtsvormundschaft für 250 Fälle betreuen soll, sei damit klar überfordert. Ehrmann sprach von "vollkommen überlasteten Jugendämtern".

Insgesamt leben den Angaben zufolge drei Millionen Kinder in Familien mit Drogenproblemen. Dabei gehe es vor allem um Alkoholmissbrauch. (tso/ddp)

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